Seite:Kinder und Hausmärchen (Grimm) 1856 III 097.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Dorn (Nr. 110). Voß in den Anmerkungen zu seiner Idylle vom Riesenhügel gedenkt auch eines mit dem unsrigen zusammenhängenden Märchens. Aus der braunschweigischen Sammlung gehört der Riesenwald S. 44–72 hierher, bei Müllenhoff Nr. 6 und bei Kuhn Nr. 1. Norwegisch bei Asbjörnsen Bd. 2. Schwedisch bei Cavallius Nr. 14. Ungarisch bei Mailath die Zauberhelene Nr. 12, bei Stier S. 28 das Zauberpferd, bei Gaal die gläserne Hacke S. 53. Verwandt ist bei der Aulnoy der Orangenbaum und die Biene (Nr. 8), im Pentamerone die Taube (2, 7) und Rosella (3, 9). Vor Leid und Schmerz zu Stein werden kommt auch in dem dänischen Lied von Rosmer vor; es hat einen tiefen Sinn und gleicht dem Erstarren, wenn Licht und Wärme entzogen ist. Sich aus Trauer in eine Blume am Weg verwandeln, ist ein Zug der gerade so in einem Volkslied (Lieder aus dem Kuhländchen von Meinert 1, 6) wiederkehrt:

„Ai, Annle, lot dos Waene stohn,
nahmt aich viel liever a’n anden Mon“. –
„Eh wenn ich lo das Waene stohn,
wiel ich liever ouff de Wagschaed gohn,
diett wiel ich zu aner Feldblum wa’n.
 . . . . . . . . . . . .

Virmeittichs wiel ich schien uofblihn,
Nochmeittichs wiel ich traurich stien;
wo olle Lait vorieba gohn,
diett wiel ich inde traurich stohn“.

Überhaupt gehört das Märchen zu denen, in welchen eine alte Grundlage fortzudauern scheint. Die Hexe ist ein Riesenweib, das ein paar Götterkinder gefangen hat und verderben will. Wenn das Mädchen nach der einen Sage speit und die Speie antwortet, so muß man sich an jene Sagen erinnern, wonach durch Speien der Götter die irdischen Gestalten geschaffen werden. Aber auch die Bohne, die nach der französischen Sage (bei der Aulnoy Nr. 8) in einen Kuchen gebacken wird, bei Kuhn in einen Topf beim Feuer gethan, und die Antworten gibt, stellt das schaffende Princip dar; am deutlichsten drückt es unser Märchen durch Blutstropfen aus. Wegen der Verwandelungen der

Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 3 (1856). Dieterich, Göttingen 1856, Seite 97. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1856_III_097.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)