Seite:Kinder und Hausmärchen (Grimm) 1856 III 102.jpg

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Säcke heim. Die Frau borgt bei ihrer Nachbarin ein Maß das Gold zu messen, ein Stückchen bleibt darin hängen und macht diese aufmerksam. Die Frau erzählt darauf wie es sich zugetragen hat. Nun läuft alles in den Wald Gold zu holen, es kommt aber niemand wieder, weil niemand so dumm war wie die Frau, und die Räuber jeden todt schlugen, der sich im Walde blicken ließ. Der Mann und die dumme Frau lebten vergnügt und ohne Sorgen bis an ihren Tod. Ein anderes Märchen bei Colshorn Nr. 37. Norwegisch bei Asbjörnsen S. 202. Das Herabwerfen der Thüre auf die Spitzbuben bei Kuhn und Schwarz Nr. 13. Zum Theil gehört Vardiello aus dem Pentamerone (1, 4) hierher und bei Morlini Nr. 49. Zu vergleichen sind zwei slavonische Märchen bei Vogl, der Meisterlügner S. 64. 65 und Hans in der Schule S. 83, der Dummheiten anderer Arten macht.


60.
Die zwei Brüder.

Den Zusammenhang unseres Märchens gibt eine Erzählung aus dem Paderbörnischen, er ist der einfachste und natürlichste. Der Eingang derselben ist uns auch in Hessen als ein Bruchstück mit einigen Abweichungen erzählt worden. Es sind da bloß zwei arme verwaiste Besenbindersjungen, die noch ein Schwesterchen zu ernähren haben, der jüngste entdeckt den Vogel mit dem Goldei und verkauft dieses einem Goldschmied. Er findet eine Zeitlang jeden Morgen ein Ei, bis das Vöglein ihm sagt er solle es selbst dem Goldschmied bringen. Diesem singt es dann vor daß wer sein Herz esse, König werde, wer seine Leber, jeden Morgen unter seinem Kissen einen Goldbeutel finde. Nun will der Goldschmied das Schwesterchen der armen Brüder heirathen, wenn sie ihm den Vogel geben wollen. Auf der Hochzeit aber, wozu der Vogel gebraten wird, essen die zwei Brüder, die den Spieß in der Küche drehen, zwei abgefallene Stückchen, welche, ohne daß sie es wußten, Herz und Leber des Vogels waren. Darauf treibt sie der getäuschte Goldschmied voll Zorn aus seinem Haus. Diesen Theil erzählt in eigener Ausbildung ein serbisches Märchen bei Wuk Nr. 26; auch ist das russische bei Dietrich Nr. 9 zu vergleichen. Von da an, wo die verstoßenen Kinder in den Wald zu dem Förster gelangen, sind wir einer trefflichen

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 3 (1856). Dieterich, Göttingen 1856, Seite 102. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1856_III_102.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)