Seite:Kinder und Hausmärchen (Grimm) 1856 III 126.jpg

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Märchen, nur kommt die Frau des Zwergs nicht weiter vor, und es fehlt natürlich auch die Verwandelung in eine Nelke. In einer dritten hessischen Erzählung ist folgendes abweichend, die Taufe geschieht in der Kirche, der Gevatter hat sich ausgehalten daß niemand zugegen sein dürfe, aber der böse Gärtner der sich eingeschlichen, hat gehört welche Gabe dem Kind verliehen ist und raubt es. Er schickt das Kind zu einem Förster, wo es heranwächst. Die Tochter des Försters wird die Liebste des Jünglings, die er, als Nelke, sammt dem verwandelten Pudelhund mit an des Königs Hof nimmt, wo er als Jäger dient. Die Nelke stellt er in ein Glas voll Wasser vor sein Fenster; wenn er allein ist, gibt er ihr die menschliche Gestalt zurück. Seine Gesellen merken etwas davon und bringen den König dahin daß er die Nelke verlangt, worauf der Jäger sich als sein Sohn entdeckt und alles an den Tag kommt. Hierher gehörig scheint die Redensart unter dem Volk

„wenn mein Schatz ein Nelkenstock wär,
setzt ich ihn vors Fenster, daß ihn jedermann säh“.

Zu vergleichen ist auch das Lied im Wunderhorn (2, 11. 12), wo ein Röslein, in die Kammer eingeschlossen, sich in eine schöne Jungfrau verwandelt. Im Pentamerone ist der Heidelbeerstrauch (1, 2) verwandt.


77.
Das kluge Gretel.

Aus einem im nördlichen Deutschland gewiß seltenen Buche, Ovum paschale oder neugefärbte Oster-Ayr (Salzburg 1700 in 4. S. 23–26) und nach einem Meistergesang in einer Handschrift der Berliner Bibliothek mss. germ. Fol. 23 Nr. 51, die sonst Arnim besessen hat, mit der Überschrift „Inn des Marners Hoff-thon die vernascht maid“ und hebt an „vor kurzen Jarenn sase ein perckrichter im Johanisthal“. Bei Hans Sachs (2, 4, 217b Kempt. Ausg.) die vernascht Köchin. Vergl. Hagens Gesammtabenteuer Nr. XXXVII und Anmerkung Bd. 2. In Paulis Schimpf und Ernst Bl. 65. Wir meinen das Märchen auch schon mündlich gehört zu haben.


Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 3 (1856). Dieterich, Göttingen 1856, Seite 126. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1856_III_126.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)