Seite:Kinder und Hausmärchen (Grimm) 1856 III 188.jpg

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Höhle, darin will er sein Leben zubringen, und läßt die Inschrift darüber aushauen „hier unten soll mich niemand finden als Gott allein“. So lebt er viele Jahre im Gebet. Der alte König aber wird krank, zieht umher, sucht alle Ärzte und braucht alle Mittel, aber umsonst. Da kommt er zufällig zu dieser Höhle und alsbald ist er gesund. Er sieht sich um, liest die Inschrift und läßt nachgraben, bis sie endlich zu der Höhle gelangen. Er will aber von unten nicht herauf, nur zu Gott will er; doch bewegt ihn der alte König endlich daß er mit heraufsteigt. Da entdeckt sichs daß es sein Schwiegersohn ist, er versöhnt ihn mit seiner Tochter und sie leben noch lange vergnügt. Bei Zingerle S. 171. Bei Colshorn Nr. 15. Schwedisch in einem Volkslied (s. unten) und bei Cavallius S. 300. Französisch bei der Aulnoy la chatte blanche (s. unter Nr. 19). Polnisch bei Lewestam S. 101. Albanesisch bei Hahn 2.


107.
Die beiden Wanderer.

Nach einer Erzählung aus dem Holsteinischen, die besser und vollständiger ist als die in den früheren Ausgaben unter dem Titel die Krähen sich befindet und einer Überlieferung aus dem Meklenburgischen folgte. Bei Pauli in Schimpf und Ernst Cap. 464 eine einfache Darstellung. Ein Diener wird von seinem Herrn an einen Baum gebunden: böse Geister, die sich Nachts da versammeln, sprechen daß ein Kraut welches unter dem Baum wächst, das Gesicht wieder gebe. Nachdem er sich geheilt hat, macht er damit eines reichen Mannes Tochter wieder sehend und erhält sie mit großen Gütern zur Ehe. Sein voriger Herr will sich auch solchen Reichthum verschaffen, geht zum Baum, wo ihm des Nachts die Geister die Augen ausstechen. In der Braunschweiger Sammlung (S. 168–180) mit dem unsrigen übereinstimmender, aber schlecht erneuert. Krähen die, auf dem Baume sitzend, von Augen aushacken sprechen, auch in Helwigs jüdischen Legenden Nr. 23, hier, indem sie dem Blinden sagen was er thun soll, gleichen sie den Vögeln die dem Sigurd guten Rath geben (s. Fafnismâl und Anmerk. zu Str. 32). Der frischgefallene Thau der das Gesicht wieder gibt, ist das Reine, das alles heilt, der Speichel, womit der Herr dem Blinden das Gesicht wieder gibt, und

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 3 (1856). Dieterich, Göttingen 1856, Seite 188. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1856_III_188.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)