Seite:Kinder und Hausmärchen (Grimm) 1856 III 192.jpg

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(1797) aufgezeichnete Erzählung wichtig, wo sie aber sehr entstellt und in falschen Ton versetzt ist. Ein auf Tod und Leben gefangener Zauberer hat einen nie fehlenden Pfeil und schießt damit einen Falken aus hoher Luft, der in Sumpf und Dornen fällt. Die Häscher sollen ihn darin suchen, er hebt nun den Schwabentanz zu pfeifen an und sie müssen tanzen, und danach tanzt das ganze Gericht und alles Volk; so wird er von seiner Hinrichtung befreit. Die letzte Bitte und die Rettung aus dem Tod durch Blasen und Spielen kommt häufig vor (s. oben Nr. 30 das blaue Licht), von Arion bis auf Gunnar der durch Harfenschlag die Schlangen abhält. Die Kraft Tanz zu erregen, lag auch in Oberons Pfeife, besonders merkwürdig ist das Beispiel in der Herrauds ok Bosa Saga (S. 49–51), wo gar Tische, Stühle, Messer und Becher mit tanzen müssen. Vielleicht stammt selbst das Wort Geige von dem dort auch vorkommenden Gygiarslag (Zauberschlag von Gygur Zauberin, Riesin). Ein Lied das jeden tanzen macht, Menschen und Pferde, s. Mambriano 3, 62. 63 und Ginguené 259. Man hat vom Fandango eine ähnliche Erzählung, Pabst und Cardinäle die ihn verdammen wollen, müssen ihn anheben und freisprechen.


111.
Der gelernte Jäger.

Nach zwei Erzählungen aus Zwehrn, in der zweiten (übrigens aus einem andern Munde) ist der Sache nach einiges abweichend. Der Schütze, als er in den Thurm, wo er die Schildwache durch einen Schlaftrunk erst eingeschläfert hat, eingedrungen ist, findet in dem ersten und zweiten Zimmer die Kamerjungfrau der Königstochter schlafend in ihrem Bette. Er küßt jede, geht aber weiter und kommt in das dritte Zimmer, wo die Königstochter selbst liegt, aber nackt; er nimmt ein goldenes Halsgehänge, einen Ring und ein Taschentuch von dem Tisch als Wahrzeichen weg und legt sich dann zu ihr. Sie schläft fort und erwacht auch nicht als er wieder weggeht. Als sich hernach zeigt daß sie schwanger ist ohne zu wissen von wem, läßt sie ihr erzürnter Vater ins Gefängnis werfen; ein gemeiner Diener gibt sich an, und sie soll ihn heirathen. Darauf wird sie in das Wirthshaus gesetzt. Das übrige stimmt wieder. Eine

Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 3 (1856). Dieterich, Göttingen 1856, Seite 192. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1856_III_192.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)