Seite:Kinder und Hausmärchen (Grimm) 1856 III 207.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

nichts gesprochen hatten, warfen dem einen vor daß er sie mit dem leichtsinnigen Wort, das ihm entfahren, ins Unglück gebracht habe. „Du mußt uns nun auch helfen“, sprachen sie, „sonst soll dirs schlimm ergehen.“ „Ei was“, antwortete er, „von den drei Räthseln wird sich eins wenigstens rathen lassen“. Gieng darauf ein wenig allein, die Sache mit sich selbst zu überlegen, und als er einen hohen Birnbaum bemerkte, stieg er hinauf und besah sich die Gegend. Indem erblickt er den Lucifer und den Teufel, die auch spazieren giengen und sich gerade unter den Birnbaum setzten, da auszuruhen. „Hör einmal“, sprach Lucifer, „was für Räthsel hast du wohl, die du ihnen aufgeben willst, mir ist bang, sie rathens: so abgedankte Soldaten sind teufelsklug“. „Da kannst du ruhig sein“, antwortete der Teufel, „das rathen sie nimmermehr. Erstens will ich ihnen eine Bockshaut geben, aber in niederländisch Tuch verwandeln; zweitens will ich auf einem Ziegenbock geritten kommen, der wird ihnen als das schönste Pferd erscheinen; drittens will ich ihnen einen Becher aus Pech zeigen, den sie für den schönsten Goldbecher halten werden“. Da denkt der oben auf dem Baum „jetzt ists schon gut,“ sagt aber den zwei andern nichts davon. Am bestimmten Tag kommt der Teufel, die zwei andern werden richtig von ihm genarrt, aber der dritte sagt ihm ins Angesicht „dein niederländisch Tuch ist eine stinkende Bockshaut: dein Pferd ein alter Ziegenbock, für dich gut, für uns zu schlecht: dein Goldbecher ein alter Pechkübel, weiter nichts. Nun verlang ich Geld von dir Zeit meines Lebens“. Da muß der Teufel im höchsten Ärger Folge leisten und Geld, so viel sie begehren, an den Ort hintragen, wo sie den ersten Vertrag geschlossen hatten. Damit vergleiche man bei Pröhle Kinderm. Nr. 19. Das Märchen ist im Grund ähnlich dem Teufel mit den drei Goldhaaren (Nr. 29), wo ihm das Geheimnis abgelauscht wird wie dem Rumpelstilzchen (Nr. 55) und dem Fischer in der Hervarar Saga S. 182. Die Peitsche ist eine bei Gold anschlagende Wünschelruthe. Das Ganze hat etwas nordisches in seinem Wesen, der Teufel erscheint als ein ungeschickter, überlisteter Jote, vor allem nordisch ist das Räthsel; auch das Verstecken des menschlichen Ankömmlings durch die Riesenfrau, Tochter, ist ein alter Zug (s. Hymisquida Str. 8 Anmerk. 20).

Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 3 (1856). Dieterich, Göttingen 1856, Seite 207. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1856_III_207.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)