Seite:Kinder und Hausmärchen (Grimm) 1856 III 218.jpg

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fées (Cabinet des fées Bd. 5) nur einen schwachen Grund davon. Bei der Marie de France ist der Lai von der Esche (s. unten) verwandt. Am gehaltreichsten und eigenthümlichsten ist das finnische Mädchen aus dem Meer bei Bertram (Nr. 2). Im Pentamerone (4, 7) findet sich ein halb aus diesem, halb aus dem Gänsmädchen (Nr. 89) zusammengesetztes Märchen, wie denn auch unser gegenwärtiges genau an die Fabel von der Königin Berta erinnert. Besonders ist der einfache Gegensatz von Schwärze und Weiße, für Häßlichkeit und Schönheit, Sündlichkeit und Reinheit, zu bemerken, da er an die Mythe von Tag und Nacht (und der Nacht Tochter) denken läßt und Berta (die weiße, biort) schon im Wort den Tag und das Tagesbrehen, des Tages Anbruch, ausdrückt. Indem die ins Wasser Gestoßene als schneeweiße Ente aufsteigt und fortlebt, erscheint sie als Schwanenjungfrau. Ebenso ist die nordische Schwanhild weiß und schön wie der Tag, im Gegensatz zu ihren rabenschwarzen Stiefbrüdern; auch gibt es eine altdeutsche Erzählung von einem weißen und schwarzen Dieterich, Zwillingsbrüdern, und eine schwarze und eine weiße Tochter kommen in einem schwedischen Volkslied (Geyer und Afzelius 1, 81) vor. Der Name Reginer ist vermuthlich schon alt in dieser Geschichte; aus den alten Marschällen, Stallmeistern und Wagenführern sind in der spätern Volksansicht Kutscher geworden wie aus den Helden Soldaten. Darum daß der Bruder bei den Pferden ist und unter ihnen begraben wird, erinnert er an das Roß Falada dessen Stelle er im Märchen vertritt. Der Küchenjung ist wie dort der Hirtenjung. Die Braut fällt ins Wasser, ertrinkt und kommt Nachts zurück sich am Küchenfeuer zu wärmen, weil sie naß geworden ist: gerade so kehren Ertrunkene der altnordischen Sage mit ihren nassen Kleidern nachts heim, setzen sich ans Feuer und winden die Röcke aus Eyerb. Saga S. 274. 276.


136.
Der Eisenhans.

Nach einer Erzählung aus den Maingegenden und in Arnims Märchen Nr. 17; in den früheren Ausgaben „der wilde Mann“ nach einer Überlieferung aus dem Münsterland. Hier tritt ganz eigentlich ein männlicher Aschenputtel auf, von dem schon oben zu

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 3 (1856). Dieterich, Göttingen 1856, Seite 218. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1856_III_218.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)