Seite:Kinder und Hausmärchen (Grimm) 1856 III 219.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Nr. 21 die Rede war. Der schlechte Kittel, weshalb er wie Allerleirauch (Nr. 65) allein schlafen muß, sogar die gemeine Küchenarbeit kommen vor, und eben so kehrt er heimlich nach dem königlichsten Leben in seinen alten Zustand zurück, so daß er nur an einem äußeren Zeichen erkannt wird. In Östreich gibt es ein Märchen von einem Stiefelstoß, der in einen Bär verwandelt, unter der Treppe liegt: wer ins Haus geht, stößt und tritt ihn und putzt sich die Stiefel an seinem Fell ab. Wie hier der wilde Mann so wird nach den jüdischen Sagen Aschmadai mit List gefesselt (Majer mythol. Wörterb. 1, 119. 120). Deutsch kommt das Märchen in der Sammlung von Vulpius vor, bei Müllenhoff Nr. 12, in Wolfs Hausmärchen S. 269, bei Sommer S. 86. 133. 135, bei Zingerle Nr. 28 und 33. S. 198. Norwegisch bei Asbjörnsen S. 74. Dänisch bei Winther S. 31, italienisch bei Straparola 5, 1. Russisch bei Dieterich Nr. 4. Böhmisch bei Milenowski Nr. 6. Überraschend wird von dem berühmten norwegischen König Harald dem haarschönen, nicht bei Snorri sondern in dem Flatöbuch, eine unserm Märchen ähnliche Geschichte erzählt. An dem Hofe seines Vaters war ein Jote gefangen gehalten, weil er den Schatz des Königs bestehlen wollte, Harald als funfzigjähriges Kind befreite ihn, dafür nahm ihn der Jote mit sich und erzog ihn bis zum 15ten Jahr (P. E. Müller über Snorris Quellen S. 13). Das Märchen mag eine alte Grundlage haben und von einem höheren halbgöttlichen Wesen erzählen, das in die Gewalt eines Unterirdischen gerieth und niedrige Arbeiten verrichten mußte bis es wieder zu seiner höheren Stellung gelangte; die goldenen leuchtenden Haare weisen darauf hin.


137.
De drei schwatten Princessinnen.

Aus dem Münsterland. Der Zauber in seiner Entwicklung oder im Gang zu seiner bestimmten Auflösung durch übermächtige Eingriffe gestört, zieht Verderben oder gänzliche Vernichtung nach sich; vergl. die Anmerkung zum Eselein (Nr. 58). Er will heimlich bleiben, scheut Licht, darum sind die drei schwarz und werden allmälig weiß. Vergl. auch die abweichende Erzählung vom Marienkind

Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 3 (1856). Dieterich, Göttingen 1856, Seite 219. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1856_III_219.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)