Seite:Knortz - Hexen, Teufel und Blocksbergspuk in Geschichte, Sage und Literatur.pdf/10

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müsse. Erfüllt man ihren Wunsch nicht, so wird sie langsam dahinsiechen und schließlich auf dem Kirchhofe landen.

Auch kann man eine Hexe dadurch festbannen, daß man unbemerkt eine dreizackige Gabel unter ihrem Stuhle in den Zimmerboden sticht; erst nach Entfernung derselben kann sie sich wieder bewegen und auf Nimmerwiedersehen Abschied nehmen.[1]

Die Hexen sollen sich besonders gerne in Besen, die in der Stubenecke stehen, aufhalten; abgenutzte Besen werden daher in Oesterreich und Deutschland gewöhnlich verbrannt. Im erstgenannten Lande nennt man die auffallend dicht zusammengewachsenen Zweige eines Baumes Hexennest, weil eine Gewitter schickende Unholdin darin wohnen soll. Wenn der Wende einen Besen oder einen Schuh auf den Weg legt, so muß jede Hexe um diese Gegenstände herum, aber nicht darüber schreiten. In Teplitz und Umgegend sammeln die Kinder im Frühjahr alte Besen, zünden sie am Walpurgisabend auf einem hohen Berge an und schwenken sie in der Luft herum; dies nennen sie Hexenfeuer, weil dadurch die Hexen vertrieben werden sollen. Zu demselben Zwecke wird auch dort um genannte Zeit mit den Peitschen geknallt, mit Ketten gerasselt und auf Hörnern geblasen, die aus Weidenrinde verfertigt sind.

Wenn in Schlesien auf Ostermontag ein Besen vor die Kirchtüre gelegt wird, kann keine Hexe darüberschreiten. Will man die Hexen dort aus den Ställen halten, so braucht man bloß mit geweihter Kreide drei Kreuze an die Türe zu machen. Aus den Häusern hält man sie dadurch, daß man eine Fledermaus an die Türe nagelt.

Wenn in Waldeck ein junges Ehepaar seine neue Wohnung bezieht, so werden zum Schutz gegen Hexen Besen und Axt, welch’ letztere als Atribut Thors den Blitz repräsentiert, kreuzweis über die Türschwellen gelegt.

Da in einigen katholischen Gegenden Deutschlands in der Karwoche die Glocken nicht geläutet werden. so haben alsdann die Hexen freien Lauf, und die Hausfrau sucht sich gewöhnlich durch fleißiges Kehren, besonders


  1. Journal of American Folklore, Vol. VII.