Seite:Knortz - Hexen, Teufel und Blocksbergspuk in Geschichte, Sage und Literatur.pdf/105

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findet eben die Unholdin keine Öffnung im Rasen, um in den betreffenden Raum eindringen zu können.

In den Orten des Egertales legt man vor die Türen des Wohnhauses wie der Stallungen eine bedeutende Menge von Dornen, in den Tälern Tirols geweihte Palmbüsche in der Form eines Kreuzes oder eines Rades. Allgemein verbreitet in allen deutschen Gauen ist die Sitte, an sämtlichen Türen des Hauses je drei Trudenfüße mit der Kreide zu zeichnen.

Um das Vieh vor Verhexung zu schirmen, gibt man demselben allerorts ein Gemenge von Mehl und Knoblauch unter das Futter und streut ihm etwas Salz zwischen die Hörner. Dieses Mittel ist aber nur dann von Wirkung, wenn der Bauer rückwärtsgehend den Stall verläßt.

In zahlreichen deutschen Dörfern sucht man die Hexen durch große Feuer, sogenannte Maifeuer, aus Stroh und Holzspänen, die oft in Pech getränkt sind, zu verbrennen, oder, wie in der Reichenberger Gegend, durch furchtbaren Lärm, im Egerlande durch langanhaltendes Peitschenknallen, welches man das „Hexen aus den Dörfern treiben“ nennt, zu verscheuchen. Und an anderen Orten in Süd und Nord der deutschen Gaue schießt man um Mitternacht mit Pistolen in die Luft, um die auf der Fahrt zum Hexensabbat begriffenen Unholdinnen zu vernichten.

Vorzügliche Mittel zum Schutze der eigenen Person vor Behexung sollen der Gebrauch des Neunfingerkrautes sein, welches man unter das Kopfkissen legt, oder das Tragen von Wachholderasche in den Taschen.

Wer in Mecklenburg die Wäsche während der Walpurgisnacht im Freien hängen läßt, darf sich nicht wundern, wenn er am nächsten Morgen ausfindet, daß sie von den Hexen besudelt worden ist. Wer dort sicher sein will, daß ihn die Hexen nicht bestehlen oder ihm überhaupt etwas anhaben können, schneidet in der ersten Mainacht einen Kreuzdorn und steckt ihn entweder ins Butterfaß oder in eine Spalte der Türschwelle.

In Oberösterreich reinigen die Leute in früher Morgenstunde am 1. Mai Höfe und Stallungen und stecken alle Gerätschaften wie Besen, Rechen, Schaufeln usw. mit der Spitze nach oben in den Boden, damit sich die Hexen