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Quatro chirilli e tre frisinghelle,
E a dispetto del demonio
Uno intendo portarne a San Antonio.

(Heilige Jungfrau mein, laß mir mein Säuchen niederkommen, gesund und glücklich bringe sie sieben Ferkel zur Welt, vier männliche und drei weibliche, und dem Teufel zum Trotz beabsichtige ich eins davon dem heiligen Antonius hinzulegen.)

Schon aus dem gewöhnlich nur von Menschen üblichen Ausdruck figliar geht deutlich hervor, daß die Schweine in den Begriffen des Calabriers, wenn nicht den Menschen gleich, so doch ihnen nahe stehen, und man kann sich daher nicht wundern, wenn es in Calabrien heißt: Besser ist’s, ein Schwein aufziehen, als einen Sohn.[1]

Das Schwein ist eins der glücklichsten, zufriedensten und nützlichsten Tiere der Welt, trotzdem nennt man es doch nicht gerne bei seinem ehrlichen Namen. Wer sich sauwohl befindet, dem hängt der Himmel voll Baßgeigen. In früheren Zeiten hatten die Sparbüchsen oft Schweinegestalt.

In Hessen und Bayern redet man manchmal noch von einem Antonius-Schwein, das auch zuweilen Töngessau genannt wird. Dieser Ausdruck bezieht sich auf den früheren Gebrauch der Antonitermönche, beim Terminieren ein Schwein mit einer Glocke mitzuführen und Futter für dasselbe zu erbetteln. Vielleicht ist hier der Ursprung der jetzt allerdings im anderen Sinne gebrauchten Redensart „mit der Sauglocke läuten“ zu suchen. Überhaupt gaben die Antoniusschweine Veranlassung zu mancher spöttischen Redensart.

Burkard Waldis sagt in seiner Übersetzung eines lateinischen, das päbstliche Reich behandelnden Schmökers:

„Antonius, der sew muß hüten,
Das nit der wolff dawider wüten,
Drumb man jm in den stedten hegt
Ein Schwein, das seine Schellen trägt.“

Das Schwein war früher ein ehrenhaftes Tier. Nach altem, im Schwabenspingel vollständig beschriebenen Gerichtsgebrauch


  1. Düringsfeld, Forzino. Leipzig 1877.