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Als Jean de Brébeuf im 17. Jahrhundert den Katholizismus unter den Huronen in Nordamerika zu verbreiten suchte, wurde er von den genannten Rothäuten den scheußlichsten Qualen unterworfen, die er mit einer Standhaftigkeit ertrug, welche alle Zuschauer mit der höchsten Bewunderung erfüllte. Jeder Indianer hatte den sehnlichsten Wunsch, sich seinen Mut und seine Unerschrockenheit anzueignen. Nachdem sie ihm die Augen ausgestochen und ihn skalpiert hatten, öffneten sie ihm die Brust und tranken sein Blut in der Hoffnung, dadurch die bewunderten Eigenschaften zu erwerben. Ein Häuptling riß ihm in gleicher Erwartung das Herz aus der Brust und verschlang es.[1]

Der verdienstvolle amerikanische Historiker Parkman berichtet auch in dem unten angeführten Werke, daß die Indianer einem gefangenen Feinde, der im Kampfe auffallenden Mut bewiesen, das Herz aus dem Körper rissen, es rösteten und dann in kleine Stücke zerschnitten, die sie den jungen Männern zu essen gaben, um ihnen Tapferkeit einzuflößen. Einen ähnlichen Gebrauch hatten nach Schomburgh[2] die Kariben in Britisch-Guiana; dieselben zerrieben das getrocknete Herz eines getöteten Feindes zu Pulver und mischten es in ihre Getränke.

Die Aschantee-Schamanen in Westafrika vermischen Teile der Herzen ihrer Feinde mit Blut und heiligen Kräutern und geben dies ihren Kriegern zu essen, um sie zur Tapferkeit anzuspornen. Besonders müssen diejenigen, die nie einen Feind getötet, davon essen; tun sie es nicht, so wird ihr Mut durch Spukgeister heimlich verringert.[3]

Arabische Frauen im nördlichen Afrika sollen zuweilen ihren Kindern ein Stückchen Löwenfleisch zu essen geben, um sie tapfer zu machen. Aus demselben Grunde benetzen die Kariben einen neugebornen Knaben mit einigen Blutstropfen aus den Adern seines Vaters. Die Yorubas in Zentral-Afrika beschmieren die Stirne eines Kranken mit Tierblut und erwarten, daß er gesund wird.


  1. Parkman, Jesuits in North America in the 17th Century.
  2. Reisen in Britisch-Guiana, II.
  3. Beecham, Ashantee and the Gold Coast.