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Wer einen Teil seines Blutes mit dem eines anderen vermischt, wird dessen Blutsbruder. Die „Gesta Romanorum“ schildern die Aufforderung zu einem Blutsbunde wie folgt: Jeder lasse Blut an seinem rechten Arme, ich werde deines trinken und du meines, auf daß keiner den anderen verlasse weder im Glück noch im Unglück, und was immer einer erworben habe, dem andern zur Hälfte gehöre!“

An solche Blutsverwandtschaft erinnert in der Edda (Oegisdrecka 9) Loki den Odin:

„Gedenkt dir, Odin,
Wie wir in Urzeiten
Das Blut mischten beide?
Du gelobtest, nimmer
Dich zu laben mit Trank,
Würd’ er uns beiden nicht gebracht.“

Bei den Isländern wurde der betreffende Gebrauch auch manchmal blodi i spor renna (Blut in die Fußspuren rinnen lassen) genannt. Unter allerlei Formen wurde eine Grube in die Erde gemacht, in welche die zu Verbindenden traten, um Blut in die Fußspur zu lassen und zu mischen. Dazu kam ein feierlicher Schwur.

Mit der Anwendung des Blutes wurden stets die heiligsten und wichtigsten Bündnisse abgeschlossen und die Blutsfreunde als zuverlässige Verwandte anerkannt. Sie redeten sich häufig mit Cousin an, einem Worte, das dem lateinischen consanguineus entlehnt ist. Auch die jüdische Beschneidung war das Zeichen eines Bündnisses zwischen Jehova und Abraham und dessen Nachkommen. Cassel erzählt, daß noch in der Neuzeit jüdische Brautpaare in Schlesien bei der Hochzeit Blut aus ihren Fingern vermischten.[1]

Griechen und Römer bedienten sich zum Abschluß eines wichtigen Bündnisses oder zur Beteuerung eines Gelöbnisses zuweilen des Tierblutes. In den „Sieben gegen Theben“ von Aeschylos meldet der Kundschafter dem Eteokles von den Gebahren der Feinde:


  1. Cassel, Symbolik des Blutes. Berlin 1882.