Seite:Knortz - Hexen, Teufel und Blocksbergspuk in Geschichte, Sage und Literatur.pdf/64

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sich verpflichtete, tat er es ohne Sträuben. Kaum war dies vollbracht, so verschwanden die Gespenster und Theophilus kehrte mit seinem heimtückischen Freunde, dem Juden, nach Adona zurück.

Am folgenden Morgen kamen in feierlichem Zuge die Geistlichen und Abgeordneten der Gemeinde in Theophilus Haus gezogen. Der Bischof bat ihm das angetane Unrecht ab und nahm ihn von neuem zum Vicedomus an.

Theophilus verdrängte nunmehr jeden Gedanken an Gott aus seiner Seele. Der Jude ward sein beständiger Begleiter und half ihm nach Kräften das frühere, Gott wohlgefälligere Leben zu vergessen. Lange Jahre verharrte der Unselige in seiner Verblendung. Aber die Stimme des Gewissens ließ sich nicht gänzlich ersticken, immer und immer wieder warf sie ihm seinen Abfall vor und malte ihm die ungeheuren Qualen aus, welche seiner in der Hölle warteten, bis er zuletzt sich keinen Rat mehr wußte, als Trost im Gebete zu suchen. Er eilte in den Tempel der Gottesmutter und betete daselbst fünf Tage ununterbrochen bis er vor Hunger und Mattigkeit einschlief. Da erschien ihm Maria. In strengen Worten hielt sie dem Sünder seinen Abfall vor, dann aber tröstete sie ihn auch und versprach, seine Fürsprecherin bei ihrem Sohne zu werden. Drei Tage später erschien sie ihm von neuem verkündend, daß seine Schuld vergeben sei. Selbst jene Verschreibung, welche Theophilus einst dem Teufel gegeben, brachte ihm die Allbarmherzige auf sein Flehen zurück.

Bald darauf wurde ein hohes Kirchenfest gefeiert. Da trat Theophilus vor die versammelte Gemeinde hin, berichtete öffentlich seine Schuld und verbrannte die Verschreibung. Sogleich begann sein Antlitz hell wie die Sonne zu erglänzen. Drei Tage hielt das Wunder an, dann ward seine Seele von Christus und Maria selbst in den Himmel geleitet.

Man braucht diese schlichte Erzählung Roswithas durchaus nicht mit gefärbter Brille zu betrachten, um an ihr eine gewisse Verwandtschaft gerade mit der erhabensten Vorstellung der Faustsage, dem Werke Goethes, zu bemerken. Die beiden Dichtungen gleichen einander, wie