Seite:Knortz - Hexen, Teufel und Blocksbergspuk in Geschichte, Sage und Literatur.pdf/70

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Faust genießt alles, was ihm die Welt bietet, ohne dauernde Befriedigung zu finden; schließlich wendet er sich, nachdem er, wie er Mephisto sagt, ausgefunden, daß Genießen gemein mache, nützlicher, praktischer Beschäftigung zu, läßt das Meer eindämmen und Sümpfe trocken legen, um Land zu gewinnen für ein glückliches, fleißiges Volk, das sich Freiheit und Leben täglich durch Arbeit im Dienste der Menschheit erobert.

„Solch ein Gewimmel möcht ich sehn,
Auf freiem Grund mit freiem Volke stehn.
Zum Augenblicke dürft’ ich sagen:
Verweile doch, du bist so schön!“

Nach jener bedingungsweisen Äußerung glaubt Mephisto, er habe doch einen rechtsgiltigen Anspruch auf Fausts Unsterbliches; da er aber sehr wohl weiß, daß es so viele Mittel gibt, dem Teufel die Seele zu entziehen, so ruft er die „Dickteufel vom kurzen, geraden Horne“ und die „Dünnteufel vom langen, krummen Horne“ zur Hilfe herbei, die Flüchtige zu fangen. Während der langen Reden, die er diesen „wanstigen Schuften“ und „Firlefanzen“ hält, fliegen die himmlischen Heerscharen herbei, streuen Rosen und singen und bezaubern den hartgesottenen Mephisto und seine Trabanten derartig mit ihrem Gesang und ihrer Schönheit, daß sie nicht einmal bemerken, wie die himmlischen Hexenmeister Faust’s Unsterbliches entführen, und zwar nach einer Gegend, die von heiligen Anachoreten, seligen Knaben, jüngeren und vollendeteren Engeln, Büßerinnen, Heiligen beiderlei Geschlechtes, darunter auch dem verklärten Gretchen, bewohnt ist.

„Gerettet ist das edle Glied
Der Geisterwelt vom Bösen:
„Wer immer strebend sich bemüht,
Den können wir erlösen.“
Und hat an ihm die Liebe gar
Von oben teilgenommen,
Begegnet ihm die selige Schar
Mit herzlichem Willkommen“,

singen die siegesfrohen Engel in der höheren Atmosphäre.