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im Begriffe sind, dass wir es übernommen haben Dinge zu sagen, welche wir von unsern Lesern uns sagen zu lassen weit eher in der Lage wären. Man erwarte darum von uns keine Auseinandersetzung des Zustand es der Sternkunde, wie er vor, wie er nach Coppernicus sich zeigte. Wir mahnen nur an die Nothwendigkeit dieser Veränderung eingedenk zu sein. Wir fordern unsere Leser auf sich selbst die Frage zu beantworten, ob ohne Coppernicus ein Kepler, ein Galilei, ein Newton, ein Laplace, ein Gauss möglich gewesen wären?

Eine müssige Frage! mag mancher Laie ausrufen, der „schon von der Schule her“ weiss, dass das coppernicanische Weltsystem der ganzen neueren Astronomie zu Grunde liegt. Keine müssige Frage! erwidern wir, die wir aus eigener und fremder Erfahrung die Ueberzeugung gewonnen haben, dass jenes Wissen ein blosses Nachschwatzen zu sein pflegt, während nur die wenigsten Fachmänner das unsterbliche Werk jemals selbst gelesen haben, welches als grundlegend bezeichnet wird.

Wir wollen damit keineswegs einen Vorwurf erheben, der in seiner Allgemeinheit zu Viele träfe, und darum gegen Keinen ganz gerecht wäre. Die wissenschaftliche Thätigkeit unserer heutigen Beobachter und Berechner der Erscheinungen am gestirnten Himmel ist eine viel in Anspruch genommene. Aus historischem Interesse, aus einer gewissen Verehrung gegen die Vorzeit sich der Mühe unterziehen zu sollen das in lateinischer Sprache geschriebene Werk von den Kreisbewegungen kennen zu lernen, das ist eine Anforderung, die nur an die Wenigsten zu stellen sein dürfte. Gilt es bei dem Lesen jenes Werkes doch nicht bloss derjenigen lateinischen Vokabeln sich zu erinnern, welche man einst auf den Gymnasien erlernte. Handelt es sich doch vielfach um lateinische heute vergessene Ausdrucke, über welche die Wörterbücher kaum jemals genügende Auskunft geben.

Um so dankenswerther war es, dass Herr Oberlehrer Dr. Menzzer in Halberstadt der Mühe sich unterzog, die, wie wir nach unseren vorhergehenden Bemerkungen wohl nicht mehr zu sagen brauchen, keineswegs leichte Uebertragung der „Revolutionen“ in die deutsche Sprache zu vollziehen. Wir waren in der Lage den deutschen Text mit dem Originale zu vergleichen. Ein lieber ehemaliger Zuhörer von uns, Herr Fr. Heinze, gegenwärtig Lehrer der Mathematik

Empfohlene Zitierweise:
Nicolaus Copernicus: Nicolaus Coppernicus aus Thorn über die Kreisbewegungen der Weltkörper. Ernst Lambeck, Nürnberg und Thorn 1879, Seite VIII. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kreisbewegungen-Coppernicus-0.djvu/14&oldid=- (Version vom 1.8.2018)