Seite:Krohn Bär (Wolf) und Fuchs.djvu/11

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Die Ansichten über die zu Grunde liegenden Ideen ebenfalls den vier Ansichten in Betreff der Verbreitung entsprechend. 1) Denkart und Lebensweise der Wilden (Lang) [33]. 2) Mythus, resp. Sage (Grimm, Hahn, Max Müller); jedoch sind die Märchen, welche nachweisbar aus Mythen, resp. Sagen, entstanden sind (wie z. B. Dornröschen), vereinzelt und gehören nicht zu den in Europa allgemein verbreiteten; ebenso selten ist die Verwandlung eines Märchens in einen Mythus, resp. Sage (Lang), nachgewiesen; im Allgemeinen müssen also, immerhin nur vorläufig, Märchen, Sage und Mythus ihrem Stoffe nach als verschiedene historische Schichten von einander geschieden werden [33–38]. 3) Die buddhistische (Benfey) oder die ihr zu Grunde liegende Litteratur (Liebrecht) [38]. 4) Nur aus den durch Vergleichung auf obenerwähntem induktiven Wege erhaltenen Urformen eines jeden Märchenstoffes ist die Antwort zu geben [38–39]. – Nach der ersten Ansicht wird die Märchenforschung auf das Gebiet der Volksgebräuche, nach der zweiten auf das der Volksmythen, nach der dritten auf das der Litteratur (im eigentlichen Sinne) zurückgeführt, nur die vierte Ansicht lässt sie auf ihrem eigenen Gebiete (der Vergleichung der volkstümlichen Varianten) stehen; jedoch in jedem einzelnen Falle müssen alle vier Ansichten berücksichtigt werden [39]. – Die vergleichende Untersuchung soll aus dem einem jedem Forscher am nächsten und am reichsten vorliegenden, d. h. dem nationalen Märchenschatze ausgehen; besonders geeignet zu einem Ausgangspunkte sind die finnischen Varianten, erstens weil sie der Form nach altertümlich sind, zweitens weil Finnland kein Durchgangsort für die Märchen gewesen ist, sondern nur die Endpunkte der sowohl west- als osteuropäischen Märchenströmung in Savolax und Finnisch-Karelen zu einer dritten, speziell finnischen, Märchenform verbunden hat [39–41].


II. Das Tiermärchen
[S. 42–112].

Tiermärchen nenne ich solche Märchen, in denen die Tiere als solche beide Elemente der Handlung oder wenigstens das eine ausmachen. Zu ihnen rechne ich somit weder solche, in denen der

Empfohlene Zitierweise:
Kaarle Krohn: Bär (Wolf) und Fuchs. Suomalaisen Kurjallisuuden Seuran Kirjapainossa, Helsingissä 1889, Seite 9. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Krohn_B%C3%A4r_(Wolf)_und_Fuchs.djvu/11&oldid=- (Version vom 1.8.2018)