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und örtlich genau begrenzt ist.[1] Denn was die nicht allein im Tierepos, sondern auch in den Volksmärchen, besonders den finnischen, vorkommenden Versuche betrifft, sowohl die handelnden Personen (besonders in XXI Michel und Hans, welche Namen schon in Skandinavien angewandt werden) als auch den Ort der Handlung (besonders in VII das echtfinnische Ilmola) mit Namen zu belegen, und dann die Handlung selbst, namentlich die Gespräche der handelnden Personen, in Verse zu bringen (besonders Krohn, T. IIIb, V, IX, XIII, XIV, XXI), so haben sie sich sämmtlich als Produkte einer späteren Entwicklung erwiesen. Dasselbe lässt sich von der nach epischer Vollständigkeit trachtenden, teilweise jedoch von ursprünglichen Märchenketten sich herleitenden Vereinigung verschiedener Märchen sagen, welche am ausgebildetsten in Österbotten, d. h. in ganz derselben Gegend, in welcher die Lieder vom Wäinämöinen zu einem einzigen Epos verschmolzen, in einer ausdrücklich „das Abenteuer des Fuchses“ genannten Erzählung (s. Nachtrag II.; hier folgen einander: IIIb + V + VI + VII + VIII + IX + XI + XII + X) angetroffen wird. Schade nur, dass dieselbe nicht, wie die Lieder der Kalevala, von Österbotten noch ins Gouvernement Archangel gedrungen ist;[2] dort wäre vielleicht auch das dichterische Gewand, zu dem hier schon ein guter Anfang gemacht worden ist, ganz vollendet worden, und dann besässen wir Finnen, ausser einem Heldenepos, auch ein völlig volkstümliches Tierepos.

Wenn man von dem obenerwähnten, erst in Finnland an das Fischen mit dem Schwanze (VII)[3] geknüpften Ilmola (d. h. die


  1. Auch Liebrecht scheint zu glauben, dass in der mündlichen Tradition kulturhistorische Thatsachen sich besser erhalten als irgend welche andere Ereignisse (Heidelb. Jbr 1864, S. 208), und an anderer Stelle warnt er ausdrücklich vor der Verwechslung und Vermengung der eigentlichen Geschichte, d. h. der Schilderung wirklicher Ereignisse, und der Kulturgeschichte, d. h. der Darstellung sowohl der geistigen, also auch religiösen, wie der materiellen Entwicklung eines Volkes (Or. u. Occ. II. S. 269).
  2. In welchem Falle teilweise eine Rückwanderung stattgefunden hätte, da sich in dieser Erzählung offenbar nicht bloss aus dem Westen, sondern auch aus dem Osten, also gerade aus dem Gouvernement Archangel, stammende Stoffe vereinigt haben.
  3. Sonst, ausser wo es unter dem Einflusse von VII in irgend ein
Empfohlene Zitierweise:
Kaarle Krohn: Bär (Wolf) und Fuchs. Suomalaisen Kurjallisuuden Seuran Kirjapainossa, Helsingissä 1889, Seite 114. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Krohn_B%C3%A4r_(Wolf)_und_Fuchs.djvu/116&oldid=- (Version vom 1.8.2018)