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Männer … so in allen ihren Posen …
und frühmorgens, in den Unterhosen …

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     Plötzlich wohnt da einer auch in meiner Seele.

     Quält mich; liebt mich; will, daß ich ihn quäle;
     dreht mein Leben anders, lastet, läßt mich fliegen –
     siegt, und weil ich klug bin, laß ich mich besiegen …
 Habe ich das nötig –?

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Ich war ausgeglichen. Bleiben wir allein,

     … komisch …
sind wir stolz. So sollt es immer sein!
     Flackerts aber, knistern kleine Flammen,
     fällt das alles jäh in sich zusammen.

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     Er braucht uns. Und wir, wir brauchen ihn.

     Liebe ist: Erfüllung, Last und Medizin.
     Denn ein Mann ist Mann und Gott und Kind,
     weil wir so sehr Hälfte sind.
 Aber das ist schließlich überall:

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 der erste Mann ist stets ein Unglücksfall.

 Die wahre Erkenntnis liegt unbestritten
 etwa zwischen dem zweiten und dem dritten.
Dann weißt du. Vom Wissen wird man nicht satt,
aber notdürftig zufrieden, mit dem, was man hat,

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 Amen.


 2. Eine Frau denkt

Mein Mann schläft immer gleich ein … oder er raucht seine Zeitung und liest seine Zigarre
… Ich bin so nervös … und während ich an die Decke starre,
     denke ich mir mein Teil.
Man gibt ihnen so viel, wenigstens zu Beginn. Sie sind es

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 nicht wert.
Empfohlene Zitierweise:
Kurt Tucholsky: Lerne lachen ohne zu weinen. Ernst Rowohlt, Berlin 1932, Seite 375. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lerne_lachen_ohne_zu_weinen_375.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)