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11. Ordnung: Walle (Cetacea).

Der Wallfisch (Balaena, delphinus).

Der Wallfisch gehört, den neuesten Forschungen nach, zu den vierfüßigen Säugethieren, welche lebendige Junge zur Welt bringen. Er ist jedenfalls in Raff’s Naturgeschichte das größte Thier. Man fängt ihn mit Geduld und Harpunen. Seine Barten dienen zu Reifröcken und Regenschirmen, und sein Speck gewährt den beliebten Fischthran.

Der Wallfisch ist ein großer Lump, der den ganzen Tag in einem fort säuft. Weil er aber dadurch sehr zur Sittenverderbniß wirkt, muß man ihn fangen. Man geht zu dem Ende nach Nürnberg, allwo man sich um 12  einen blechernen Löffel kauft. Hierauf erwirbt man das Bürgerrecht, und die Erlaubniß, Blausäure zum Mäusefang holen zu dürfen. Man ist aber pfiffig, und wirft die Perlen nicht vor die Schweine und die Blausäure nicht vor die Mäuse, sondern gibt dem Wallfisch alle Stunden drei Löffel voll davon. Weil man ihm aber vorher weiß gemacht hat, er sei krank, und dieß sei die Arznei, so merkt der Wallfisch so lange nichts, bis ihm die Blausäure die Augen öffnet und er sieht, daß er zersetzt und gezwungen wird, sich aufzulösen. Dann kann man ihn im Garten unter den großen Nußbaum vergraben.


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Franz Bonn: Lustige Naturgeschichte oder Zoologia comica. Braun & Schneider, München [1877], Seite 56. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lustige_Naturgeschichte_oder_Zoologia_comica.djvu/68&oldid=- (Version vom 1.8.2018)