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Helgard Ulmschneider (Herausgeberin): Götz von Berlichingen: Mein Fehd und Handlungen, [nach der sogenannten Rossacher Handschrift im Freiherrlich von Berlichingenschen Archiv Jagsthausen, vor 1567]

Des morgens fruhe, da gienng der marggraff inn die pfarkirchenn |8 r| vnnd hortt meß, wie er dan ein gottsförchtiger furst wahr, vnd wie wir wider auß der kirchenn gienngenn inn das schloß, da spert man das thor hinder mir zue, vnd ghett ebenn der vnnder marschalck her vnnd spricht zu mir, ich soll mich gefangenn gebenn. Da sagtt ich: »Last mich vnuerworrenn, ich glob nit, ich muß gehnn hinauff zu denn jungenn herrn«, vnd gab ime also nit vil gutter wortt. Aber der guett man war weiser dann ich, vnnd ließ mich gehnn, do er mich aber hett angriffenn, hett ich mich gewißlich gewertt, vnnd wer ich irgenndt inn ein groß vnngluck dardurch khommen. Vnd ging ich vff solchs hinauff zu denn jungenn herrnn, sagtt innen, wie die sachenn geschaffenn, vnnd was mir mit dem marschalckh vnnd Polleckenn begegnett wer. Do wolten sie gleich zu tisch gehnn vnnd zu morgenn essenn, vnnd sagtenn die furstenn zu mir, ich sollt do bleibenn, vnnd ob jemandt kheme, sollt ich hinein genn inn die khamer, vnnd mich in das heimlich gemach verbergenn, vnnd dasselbig innen zusperrenn, wie dann beschach, vnnd wartet ich also biß die frumen furstenn vom essen wider khammen. Vnnd war das die meinung, sie hettenn mit dem allten furstenn irem herr vatter vnd auch mit der |8 v| kunigin irer fraw mutter meinethalbenn geredt vnnd gebettenn, mich der straff des Polleckhen halbenn zusichern. Aber es hett nit sein wollenn, sunder wollt der allt marggraff ein guett weib, vnnd sie die jungen hern ein gnedige mutter habenn, so must der marggraff zusagenn, das er mich woltt im thurnn straffenn. Vnd sagtenn doch mir die beide jungenn furstenn darbey, ich solts nit abschlagenn, sie wolltenn mich vber ein virtell stundt nit darin lassenn liegenn. Da sagtt ich: »Was soll ich im thurnn thon? Hatt doch ers der Polleck an mich gemachtt!« Da sagtenn sie mir wider zu, sie wolltenn mich vber ein virtell stundt nit darin laßenn liegen, also das ich mich ließ daruff beredenn vnnd williglichenn inn denn thurn legenn. Vnnd wollt mir je marggraff Jorg loblicher gedechtnus, ein sammeten schaubenn, die wahr mit merdernn zobelnn gefudertt, geben, mich damit zu bedeckhenn vnnd darein zulegenn. Aber ich sagtt: »Was soll ich mit thun? Ich leg mich ebenn alßbaldt mit inn ein koth, als darnebenn, vnnd dieweill die sachenn so kurtz gestellt ist, so darff ich ir nit, sonder will mich williglichenn |9 r| inn denn thurnn begebenn«, wie ich dann thet. Vnnd hielten mir die frumen furstenn dermassenn glaubenn, das ich nit vber ein virtell stundt im thurn ligenn dorfft, sonnder kham alßbaldt mein frumer haubtman her Paulus vonn Apsperg, vnnd thett mich

Empfohlene Zitierweise:
Helgard Ulmschneider (Herausgeberin): Götz von Berlichingen: Mein Fehd und Handlungen, [nach der sogenannten Rossacher Handschrift im Freiherrlich von Berlichingenschen Archiv Jagsthausen, vor 1567]. Sigmaringen: Jan Thorbecke, 1981, Seite 7. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Mein_Fehd_und_Handlungen_(Berlichingen)_007.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)