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Helgard Ulmschneider (Herausgeberin): Götz von Berlichingen: Mein Fehd und Handlungen, [nach der sogenannten Rossacher Handschrift im Freiherrlich von Berlichingenschen Archiv Jagsthausen, vor 1567]

Vnnd wie der pfaltzgraff hinweg zeucht, so war der marggraff des andernn tags selbs personnlich mit dem drittenn zeug auch vff, dann er hett schonn, wie gemeltt, zwenn zeug hinweg geschickht. Vnd wie wir hinauff khammen ghenn Vberlingen, da hetten die Schweitzer schonn ein hauffen |12 r| geschlagenn. Vnnd lagenn wir ein zeittlanng zu Vberlingenn still, darnach samelten sich die kaiserischenn vnd die reichsstendt wider, vnd zogenn mit der macht hinein ghen Costentz, vnd stieß der keiser inn der nachtt auch zu vnns, der hett ein kleins alts groß rocklin ann, vnnd ein groeß stutz kepplin, vnd ein grohenn hutt daruber, das inn kheiner fur ein keiser gefanngenn oder angesehenn hett. Ich aber alls ein junger kandt inn bey der nassenn, das ers wahr, dann ich hett inenn darfor wie gemelt, vff ettlichenn reichstegen, da ich bey meinem vettern seligen wahr, gesehenn.

Vnnd hett der kaiser Maximillian ein guttenn anschlag vor im, dan wir khamen wie gemeltt bey der nacht, vnd inn der stille dohin ghenn Costenntz mit allen hauffenn zu roß vnnd zu fueß, welche auch des morgens alle zusamen gefurtt wurdenn, vnd wahrenn alle schlacht ordnung zu roß vnd zu fueß, wie sich geburtt, gemacht. In dem aber so helltt der kaiser Maximillian, vnnd marggraff Friderich loblicher gedechtnus |12 v| sambt ettlichenn kriegs rethenn vnd haubtleutten beyeinannder, vnd furtt ich meinem herrn dem marggraffenn etc. ein grossenn spieß, sambtt einem großenn fanen daran, nach, vnd wahr der spieß weiß vnd schwartz gemallt, der fannenn auch weiß vnnd schwartz, vnd hett ich vff dem helmlin ein große feder die wahr auch weiß vnnd schwartz, die standt strackhs vbersich.

Wie mich nun der kaiser ersieht, so ritt er vonn dem marggrauen zue mir, vnnd spricht, wem ich zustehe. Da sagtt ich: »Meinem gnedigen furstenn vnnd herrnn dem marggraff Friderichenn.« Da hebtt er ann vnnd spricht: »Du hast ein langenn spieß, vnnd ein grossenn fahnenn darann, reitt mit dorthin zu jhenem hauffenn, bis daz des reichs fannen der adler vonn Kostentz herrauß khombtt!« Das thett ich nun, die weill ich denn kaiser kanth, vnd wust das ers wahr, fragtt derhalbenn niemandts, vnd kham also |13 r| nebenn schennck Christoffen vonn Limpurg, der hett der zeitt Nellennburg im Hegew innen pfanndtsweiß, vnd hildt mit einem fannen nebenn im, das wertt irgenndt vf ein halbe stundt, vnngeuerlich mehr oder weniger. Da gab man schennck Christoffen den adler des reichs fannen, inn sein hanndt, das ist das erst vnd letst mall, das ich im feldt des reichs adler fliegenn sehenn. Darnach zog ich wider zu meinem herrnn, vnnd wartt was ich zuschaffenn hett.

Empfohlene Zitierweise:
Helgard Ulmschneider (Herausgeberin): Götz von Berlichingen: Mein Fehd und Handlungen, [nach der sogenannten Rossacher Handschrift im Freiherrlich von Berlichingenschen Archiv Jagsthausen, vor 1567]. Sigmaringen: Jan Thorbecke, 1981, Seite 10. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Mein_Fehd_und_Handlungen_(Berlichingen)_010.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)