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von der Stadt Köln, wie man des pflegt, und die Herren empfingen ihr Lehn auf dem Domhof vor dem Saal auf einem Gesteiger. Und da huldete er der Stadt und die Stadt ihm wieder, und er erneuerte der Stadt Freiheit, wie gewöhnlich ist.“ So die Koelhofsche Chronik von 1499 [1].

     Dasselbe Buch möge nun auch über die Anwesenheit des Kaisers und seines Sohnes Maximilian in den Jahren 1473 und 1474 berichten, wobei man sich zu erinnern hat, dass damals das Erzstift Köln sich in schweren Wirrnissen befand, indem das Domkapitel sich genöthigt gefunden, dem Erzbischof Ruprecht die Ausübung seiner Würde zu entziehen und dem Landgrafen Hermann von Hessen, Propst zu Aachen und zu St. Gereon in Köln, statt seiner die Verwaltung des Erzstifts anzuvertrauen. „Im Jahre des Herrn 1473 – erzählt der Chronist – auf St. Andreastag kam Kaiser Friedrich mit seinem Sohne Maximilian und andern Fürsten und Herren zu Schiff nach Köln und ward ehrlich empfangen von der Geistlichkeit, sowohl von Pfaffen[2] als von Mönchen, nämlich mit Kreuzen und Fahnen, desgleichen von dem Rath von Köln und von den Bürgern, und ward geleitet in den Dom, da liess man ihn die heiligen drei Könige sehen, und er ging weiter in das Chor und lag da so lange auf seinen Knieen, als man sang: Te deum laudamus, und darauf sang der Weihbischof eine Kollekte, und er ward danach von unsern Herren in des Bischofs Hof in der Trankgasse geleitet.

     Des ersten Tags danach, das war am 1. Dezember, schenkte die Stadt Köln dem Kaiser 10 Stück Wein, 10 schöne Ochsen, 10 Wagen mit Hafer und auf einem jeglichen Wagen 10 Malter, und das macht 100 Malter, 6 Tonnen mit Fischen, Hechten, Karpfen und andern Fischen, und alle die Geschenke waren gezeichnet mit der Stadt Wappen, so der Wein vor den Böden, die Ochsen


  1. Einen weit ausführlichern Bericht hat Ennen in einem Aufsatz: Die Anwesenheit hoher Gäste in der Stadt Köln, mitgetheilt. Die obige Stelle der Chronik ist nur eine etwas wortreichere Wiederholung aus den von Cardauns herausgegebenen Kölner Jahrbüchern in Bd. II der Chroniken der niederdeutschen Städte S. 184. Auch dort ist der St. Albanstag für den Einritt angegeben und der Heiligenkalender setzt diesen Tag auf den 21. Juni. Eine Anmerkung von Cardauns bestimmt jedoch den 22. für den Einritt, den 25. für die Huldigung.
  2. Pfaffen und Pfaffschaft nannte man damals die Weltgeistlichen. Der Ausdruck war allgemein gebräuchlich und hatte nicht das mindeste Verletzende.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Jakob Merlo: Haus Gürzenich zu Köln, sein Saal und dessen Feste. Selbstverlag des Verfassers, Köln 1885, Seite 24. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Merlo_-_Haus_G%C3%BCrzenich_zu_K%C3%B6ln_-_24.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)