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Haupt, und jeglicher derselben hatte vor sich ein sehr kleines viereckiges Schildchen und sonst kein Harnisch, und sie rannten sehr hart aufeinander, dass einem seine Lanze brach. Desgleichen an allen andern Tagen in derselben Woche stachen neue Paare von Herren, Grafen etc.

     An demselben Tage, als der König gerannt hatte, wie vorsteht, da wurden die Jungfrauen, deren zu der Zeit viele nach Köln gekommen waren von auswärtiger Herrschaft, von des Königs wegen des Abends auf den Quattermart[1] geladen, und der König that den Fürsten und den Jungfrauen sehr gütlich, und als man gegessen hatte, so tanzten sie auf Gürzenich dem Tanzhaus mit den Jungfrauen.

     Um St. Severinsmesse kam der Kaiser abermals nach Köln und lag da ungefähr vier Wochen.

     Im Jahre des Herrn 1488, im September oder da herum[2] kam Kaiser Friedrich nach Köln, und es ward ein Gerichtstag angesetzt zu den Minderbrüdern wegen etlicher Sachen von einem Theil trefflicher Bürger gegen die Stadt Köln. Und darum forderte und beschied die kaiserliche Majestät einen ehrwürdigen Rath mit allen Räthen und Vierundvierzigern, und unter andern begehrte er da zu sehen und dahin zu bringen der Stadt Privilegien und den Verbundbrief, das doch nicht geschah, und dabei ward gesagt, warum die Stadt Köln nicht schuldig wäre, ihre Privilegien da zu zeigen. Das Wort von der Stadt wegen that der wohlgeborene und ehrwürdige Herr, Herr Johann von Hirtz[3], Doktor in beiden Rechten. Auch liess der Vorgenannte zu derselben Zeit verlauten, dass die Stadt


  1. Ueber das Haus Quattermart, die domus publicorum conviviorum, westwärts dem Hause Gürzenich gegenüber gelegen, vgl. meinen Aufsatz in Heft XX der Annalen des hist. Vereins.
  2. Es geschah erst Ende Oktober. Chmel, Regesten Nr. 8322.
  3. Ein Jurist von europäischer Berühmtheit, aus dem alten edeln Geschlecht de Cervo in Köln. Seinen Tod führt die Chronik bei dem Jahre 1495 als ein Ereigniss besonders an: „In demselben Jahr starb Herr Johann von Hirtz in Italien zu Pavia.“ Vorhin (Bl. 100a) berichtete sie von ihm, mit Beziehung auf die Marienkirche im Kapitol: „Auf der linken Seite hat im Jahre des Herrn 1493 eine allzu köstliche Kapelle machen lassen der wohlgeborene und hochgelehrte Herr, Herr Johann von Hirtz, Doktor in geistlichen und kaiserlichen Rechten, vormals Ordinarius in jure canonico in Decretalibus in der sehr berühmten und heiligen Universität der heiligen Stadt Köln und auch nachmals Bürgermeister daselbst.“ 1489 und 1492 hat er den Regierungsstab geführt.
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Johann Jakob Merlo: Haus Gürzenich zu Köln, sein Saal und dessen Feste. Selbstverlag des Verfassers, Köln 1885, Seite 31. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Merlo_-_Haus_G%C3%BCrzenich_zu_K%C3%B6ln_-_31.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)