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zu Köln gehalten, und nun begannen die Fürsten auf Gürzenich zu Rathe zu gehen. Am 20. Juni fand der erste Gerichtstag daselbst statt.

     Montag, den 23. Juni, veranstaltete Graf Itel Friedrich von Zollern, des Königs Hofmeister, ein köstliches Bankett, dem die Herzogin von Lüneburg, eine Gräfin von Nassau, mehrere andere Gräfinnen und „viele sauberliche edle Jungfrauen“ beiwohnten. Auch der König beehrte das Bankett mit seiner Gegenwart. Da gerieth er auf einen Einfall, der diesem Tage durch eine eigenthümliche Vergnügung den schönsten Schluss gab; er liess nämlich eine Anzahl Fürsten zum Stadtgraben vor der Bachpforte einladen. Der König bestieg sein Ross, und hinter ihm sass die Herzogin von Lüneburg. Auf dem Neumarkt harrte seiner eine Ehrenbezeugung, die der Bürgermeister von Köln, Herr Johann von Berchem, vorbereitet hatte. Aber als der König in die Schildergasse kam, fiel ein so starker Regen, dass er in dem Zunfthaus der Brauer („Bruwer Gaffel“) Schutz suchen musste. Darüber war die Zeit schon bis gegen 9 Uhr vorgeschritten, und der König ritt nun zum Hahnenthor hinaus über alle Gräben bis an die Bachpforte. Da hatte der ehrsame Rath von Köln auf des Königs Begehren einen ungeheuern Holzstoss zurichten lassen, 9 Karren Klüppelholz, 2000 Schanzen und 8 lange Balkenstücke, und Theertonnen hatte man darauf gestellt. Als der König zum Graben kam, wurden Holz und Theer angezündet, und da gab es einen sehr lustigen und hellen Brand. Dann aber schickte man sich zum Tanz an, da der edeln und schönen Jungfrauen viele anwesend waren, fremde sowohl als einheimische, letztere vornehmlich aus den freiweltlichen Damenstiften von St. Ursula („van sent Revilgen“) und Maria im Kapitol. Den ersten Tanz machte der König mit der Herzogin von Lüneburg, und hatte vier Grafen mit Fackeln zum Vortanz, nach der Majestät folgten die andern Fürsten mit den schönsten Jungfrauen.

     Darauf setzte sich der König mit den Jungfrauen nieder und die königlichen Sänger traten vor die Jungfrauen und sangen, aus der Massen schön. Nun ging es wieder zum Tanz, und der König wählte eine andere Gräfin; einige Fürsten tanzten ihm nach. Zuletzt wurde ein Rundtanz gemacht. Die Trompeter und Heerpauker des Königs und der andern Fürsten und auch die Stadtpfeifer von Köln und Aachen machten die Musik und wetteiferten um den Preis in ihrer Kunst. Der Rath von Köln hatte ein Stückfass

Empfohlene Zitierweise:
Johann Jakob Merlo: Haus Gürzenich zu Köln, sein Saal und dessen Feste. Selbstverlag des Verfassers, Köln 1885, Seite 37. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Merlo_-_Haus_G%C3%BCrzenich_zu_K%C3%B6ln_-_37.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)