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Festlichkeiten fanden sowohl im Gürzenich-Saal als im gegenüber gelegenen Haus Quattermart statt. Der Kaiser und der König hatten ihre Herberge im Hackeneyschen Hof auf dem Neumarkt, den der gleichzeitige Stadtprospekt von Anton von Worms deshalb auch als „C. PALLACIVS“ (sic), d. h. Caesaris oder Caesarum Palatium, bezeichnet. Am 11. Januar salbte und krönte Erzbischof Hermann von Köln den neugewählten König im Dom zu Aachen.

     Das Mittelalter hatte um diese Zeit seinen vollständigen Abschluss gefunden. In ihm ist Kölns Grösse und Bedeutsamkeit zu suchen. Die veränderten Handelsverhältnisse und die Glaubensspaltung brachten die Stadt immer mehr in eine isolirte Stellung, und ihre materielle, sowie ihre geistige Blüthe sieht man fortschreitend welken. Auch in der Geschichte des Hauses Gürzenich findet dieser Wechsel seinen Ausdruck. Da gibt es keine Kaiserfeste mehr, und selbst der Rath von Köln ging von der 1452 eingeführten Sitte ab, dass die Bürgermeister-Essen hier gehalten werden sollten. Wie die untere Räumlichkeit des ganzen Erdgeschosses, so benutzte man auch den Festsaal fortan nur für die Waaren-Niederlagen des Handelsstandes. Die zu ihm hinaufführende steinerne Treppe wurde mit Brettern belegt und erhielt den Namen „die Litsch“, weil die Kaufmannsgüter hier herunter „gelitscht“ wurden[1].

     Als im Oktober 1654 König Karl II. von Grossbritannien mit seiner Schwester, der Wittwe des Prinzen von Oranien, in Köln verweilte und der König am 29. des Monats das Rathhaus besichtigte und den Rathhausthurm bestieg, fand eine Bewirthung seitens des Rathes im Saal des „neuen Baus“, dem Rathhaus gegenüber (jetzt Archiv und Bibliothek), statt. Ebendaselbst wurde im Mai 1659 dem Kardinal und General-Prior der Malteser in Deutschland, Landgrafen Friedrich von Hessen, ein Bankett zubereitet, und 1689 empfing der Kurfürst Friedrich von Brandenburg, der nachmalige erste König von Preussen, mit Gemahlin und fürstlicher Begleitung, nebst zahlreichem Gefolge von hohen Militärpersonen, Ministern, Räthen und Kavalieren, daselbst ein von den Bürgermeistern „unterthänigst angebotenes geringes städtisches Traktament“[2].


  1. Fuchs, Topographie von Köln. Handschr. im Kölner Stadtarchiv.
  2. Ennens Aufsatz: Die Anwesenheit hoher Gäste in der Stadt Köln (Bellettr. Beilage zu d. Köln. Blättern 1863, Nr. 178–180).
Empfohlene Zitierweise:
Johann Jakob Merlo: Haus Gürzenich zu Köln, sein Saal und dessen Feste. Selbstverlag des Verfassers, Köln 1885, Seite 49. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Merlo_-_Haus_G%C3%BCrzenich_zu_K%C3%B6ln_-_49.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)