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[VIII]

enthaltenen Aufzeichnung hervorgegangen. Er ist für die erste Auflage gewählt worden, weil man damit sagen wollte, das Buch enthalte alles, was man im Hause brauche, was im Hause zu wissen nothwendig und wünschenswerth sei. Der Unterzeichnete ist über die Bedeutung des Buches anderer Ansicht und hat diese auch schon ausgesprochen. Er glaubt, daß das Buch solche Dinge enthalte, die nur wenigen Eingeweihten bekannt waren, denen diese ihr Ansehen zu danken hatten. Indessen hat sich die Bezeichnung als „Hausbuch“ einmal eingelebt, und es würde bedenklich sein und sicher nur Verwirrung hervorrufen, wenn man es jetzt versuchen wollte, eine andere Bezeichnung dafür einzuführen; so mag denn auch für diese neue Auflage der alte Titel bleiben.

Betrachten wir nun zunächst die Anordnung des Inhalts.

Blatt 1 ist ausgeschnitten.

Blatt 2a enthält das Titelwappen, in sorgfältiger Miniaturmalerei ausgeführt.

Blatt 2b ist leer.

Blatt 3a enthält eine Landschaft mit fahrenden Leuten, Fechtern, Ringern, Schlangenbändigern und andern Gauklern, die sich vor einer Gesellschaft produciren, welche zu diesem Zwecke von benachbarten Burgen herabgekommen ist. Auch dies Blatt ist in Miniaturmalerei ausgeführt, leider jedoch verwischt. Die Rückseite ist leer. Es ist dies Blatt wol als das Titelblatt des Buches zu bezeichnen. Es soll damit ausgesprochen sein, daß das Buch allerlei merkwürdige Künste lehrt, die zwar nicht zu den verbotenen, gottlosen Zauberkünsten gehören, die aber doch nur Wenige kennen, deren Kenntniß jedoch dem Inhaber Anerkennung und Nutzen bringen muß, ihn andern überlegen macht. Diese Künste erstrecken sich auf alle möglichen Gebiete.

Die erste der Künste, welche gelehrt wird, ist die Gedächtnißkunst, die Mnemonik. Die Anleitung zur Erlernung ist in lateinischer Sprache abgefaßt und nimmt die beiden Seiten der Blätter 4 und 5 ein.

Die Blätter 6–9 sowie 10a sind leer. Offenbar sollten hier noch andere Künste eingetragen werden.

Die Rückseiten der Blätter 10–16 also 10b–16b enthalten die Charakterisirung der 7 Planeten in deutschen Versen, die sorgfältig geschrieben und mit miniirten Initialen versehen sind. Die ihnen gegenüber stehenden Seiten, also 11a–17a, enthalten Bilder, in welchen die figürlichen Darstellungen der Planeten und der Einfluß derselben auf die menschlichen Verhältnisse dargestellt ist. Die Bilder sind mit der Feder gezeichnet; daß dies nur die Grundlage für die Miniaturmalerei sein sollte, zeigt sich darin, daß der Kopf des Jupiter bereits sorgfältig ausgeführt ist. Die Kenntniß des Einflusses der Gestirne auf das menschliche Leben gehörte zu jenen Künsten, denen man im Mittelalter grosse Bedeutung beilegte.

Blatt 17b und 18a sind leer. Vielleicht sollte gerade hier eine Reihe von Anweisungen eingetragen werden, was man unter der Herrschaft dieses oder jenes Planeten thun und lassen müsse.

Blatt 18b und 19a zeigt uns ein Badehaus, 19b und 20a ein vor der Stadt befindliches Weiherhaus, 20b 21a die Vorbereitung zum Krönleinstechen, 21b und 22a ein Wettrennen und ein Scharfrennen, 22b und 23a eine Hetzjagd, 23b und 24a das Treiben im Vorhofe einer Burg, 24b und 25a einen Liebesgarten. Einzelne Theile dieser Bilder zeigen den Beginn der Colorirung; andere sind bereits mehr oder weniger fertig.

Auf Blatt 26a–33a ist eine Anzahl Recepte niedergeschrieben, sowohl medicinische als chemisch-technische,

Empfohlene Zitierweise:
August Essenwein: Vorwort zu Mittelalterliches Hausbuch. Bilderhandschrift des 15. Jahrhunderts. Frankfurt am Main 1887, Seite VIII. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Mittelalterliches_Hausbuch_1887_0008.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)