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Doch Gutes thun, Wohlthaten üben, sich das Herz veredeln, das sind Himmelsfreuden, die das Kind dem verklärten Vater bereiten kann; und diese Freuden will ich dir zu bereiten suchen, indem ich in deinem Namen und in deinem Geiste das Gute übe und vollführe; das sei das Opfer, das ich auf den Altar meiner kindlichen Liebe niederlegen will, und möge Gott es gnädig aufzeichnen in seinem Buche, dir zum Heile und zur Seligkeit in deiner Himmelswohnung.

O Gott des Himmels und der Erde, wie er in väterlicher Liebe seine Segnungen mir hinterlassen hat, so segne ich hinwiederum in kindlicher Liebe sein Angedenken hier vor dir, und bete zu dir für sein Seelenheil. O mögest auch du seiner gedenken in Liebe und Erbarmen, mögest du ihm gedenken jede gute That, jedes fromme Werk, das er im Leben geübt hat, und gnadenvoll ihm vergeben, was er in menschlicher Schwachheit auf Erden gefehlt und gesündigt. Und was er gelitten im Leben wie im Tode, was er getragen und geduldet hinieden, das gereiche ihm zur Sühne und Versöhnung vor dir, mein Gott, daß er theilhaft werde des ewigen Friedens und Heiles, der ewigen Glückseligkeit in deiner Gottesnähe. Amen.


Am Grabe der Mutter.

Hier an diesem stillen Hügel, wo du, geliebte Mutter, schläfst den Todesschlaf, der mir entrissen meine treueste Herzensfreundin, meine Erzieherin und Pflegerin, hier will ich beten zu Gott für dein Heil, hier will ich mir in frommer Erinnerung dein theueres Bild und dein mildes, engelgleiches Walten auf Erden vergegenwärtigen, damit es nimmer in meinem Herzen erlösche – hier will ich dir und mir selber angeloben, deinen Lehren und mütterlichen Ermahnungen treu zu leben und stets den Weg der Tugend zu wandeln.

Wohl weiß ich, daß das, was von dir unter diesem Hügel ruhet, nur Staub und Asche ist, daß dein wahrhaftes und wirkliches Wesen sich aufgeschwungen hat als verklärter Geist in die heiligen Regionen der Engel, und daß dein Mutterblick überall ebenso wie hier auf dein Kind niederschauet; und doch ist mir, wenn ich diese Stätte bettete, als ob ich dir nun näher wäre, wenn ich

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Fanny Neuda: Stunden der Andacht. Wolf Pascheles, Prag 1858, Seite 129. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Neuda-Stunden_der_Andacht-1858.pdf/141&oldid=- (Version vom 1.8.2018)