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„Liebe Kinder, wenn ihr droben Vater Abraham geschaut,
Saget ihm, er habe einen Altar für den Sohn gebaut;
Doch ich hätte der Altäre sieben aufgerichtet heut’,
Hätte meine sieben Söhne d’rauf dem Opfertod geweiht.”

„Schwer geprüft von meinem Gotte, hab’ ich doch das tiefe Weh
Seiner Prüfung fest bestanden, Preis und Lob ihm in der Höh’!”
Und die Mutter schwieg, da rissen grausam sie das Kind ihr fort,
Und bald unterlagen Beide, Kind und Mutter schnödem Mord. –

Düstern Grimmes saß der Wüth’rich, als sein Henker es vollbracht,
War doch unbesiegt geblieben echter Glaubenstreue Macht.
Da ertönte eine Stimme aus des Himmels Höh’ herab:
„Ihrer ist das ewige Leben nach der dunklen Erde Grab!”


Dank für die Genesung.[1]

 1.
Gott, Vater der Natur!
Du Urquell alles Lebens!
Auf dich hab’ ich gebaut
Und hoffte nicht vergebens.
In Krankheit und Gefahr
Hilft deine Vaterhand;
Sie stillt der Schmerzen Pein,
Sie hemmt des Fiebers Brand.

 2.
Als mich der Krankheit Wuth
Auf’s Jammerlager brachte,
Als ich die Tage zählt’,
Die Nächte lang durchwachte,
Als fast mein Aug’ erlosch –
Und Mund und Wang’ erblich;
Da fleht’ ich, Herr! zu dir,
Und du erhörtest mich.


  1. Aus Jolsohns שירי ישירון
Empfohlene Zitierweise:
Fanny Neuda: Stunden der Andacht. Wolf Pascheles, Prag 1858, Seite 141. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Neuda-Stunden_der_Andacht-1858.pdf/153&oldid=- (Version vom 1.8.2018)