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Beim Eingange des Sabbath nach dem Lichtzünden.
„ברוךְ אתּה יי אלֹהינו מלךְ העוֹלם אשׁר קדשׁנו בּמצותיו וצונו להדליק נר שׁל שׁבת.‏“

(An Feiertagen נר של יום טוב‎ und ברכת שהחינו‎)

Sei gelobt und gepriesen, Ewiger, unser Gott und Weltenherr, der du uns durch deine Gebote hast geheiligt und uns geboten, die Sabbathlichter zu zünden (die Festlichter zu zünden).

„Mit dem Lichte verehret den Herrn.”
 (Jes. 24, 15.)

Allmächtiger! mit freudigen Gefühlen zünde ich, nach deinem Willen und Geheiß, die Lichter, zum Schmuck und zur Verherrlichung der sabbathlichen Stunden, die du geweiht und geheiligt. Wie süß, wie köstlich sind sie diese Stunden, die deine Gnade uns gegeben hat! Wie wohl thut unserm Herzen die sabbathliche Ruhe und Stille, wo der Körper sich erholt von den Mühen und Anstrengungen der Woche, der Geist sich erhebt in heiligen Betrachtungen, wo das Herz dich sucht, mein Gott, und dich findet im inbrünstigen Gebet, im gläubigen Anhören deines Wortes, in der ungestörten Bewunderung deiner Güte und Liebe. Viel sind der Sorgen und Kümmernisse der Werktage, viel der Kämpfe bringt das Leben doch mit der Sabbathstunde kehrt Ruhe und Friede ein in unser Herz. Es weicht von uns das unruhige Verlangen, das aufregende Streben und Ringen nach den irdischen Gaben und Gütern, eine süße Ruhe lagert sich auf unser Gemüth, und das Herz öffnet sich stillen, freundlichen, wohlthuenden Gefühlen.

Allgütiger! Wie können wir dir genug danken für all deine Huld und Güte! Die ganze Woche hindurch hast du mit deinem Schutze und deiner Gnade uns umgeben; mit Leben und Gesundheit, Nahrung und Kleidung, Licht und Wärme hat deine Vaterhand uns gesegnet; tausend Freuden hast du uns bereitet, die unserm Herzen wohlgetan, oft, ohne daß es uns selber recht bewußt ward! Tag für Tag fiel das Manna deines göttlichen Segens für uns herab, und am Ende der Woche, voll so mannigfacher Segnungen, gibst du uns erst deine reihte Himmelsgabe, den Sabbathtag. Der Sabbath ist der Wochen Krone und Zier! Er adelt unser Streben, er weihet unsern Genuß, gießet mildes Himmelslicht auf die Dunkelheit unserer Erdenbahn, und

Empfohlene Zitierweise:
Fanny Neuda: Stunden der Andacht. Wolf Pascheles, Prag 1858, Seite 17. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Neuda-Stunden_der_Andacht-1858.pdf/29&oldid=- (Version vom 1.8.2018)