Seite:Neuda-Stunden der Andacht-1858.pdf/91

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Bund der Liebe, den er heute vor deinem heiligen Angesichte eingeht, daß er in ihm den Segen finde, den er von ihm hofft, eine Gattin, die ihm stets Gutes thue und niemals Weh bereite, eine Gefährtin, die bei ihm ausharre in allen Schickungen und Fügungen des Lebens, daß stets Eintracht und Zufriedenheit zwischen ihnen wohne, und keine Wolke den Himmel ihres ehelichen Glückes trübe.

Allvater, nur Eines bete ich noch zu dir in dieser freudigen Stunde. Gib, der du des Menschen Herz in deiner Hand hältst und es wie Wasserströme leitest, daß, wenn auch mein Kind das Elternhaus verläßt, doch die Kindesliebe nimmer sein Herz verlasse, gib, daß es in steter Treue und Innigkeit uns entgegen schlage, daß die Hingebung für die Gefährtin seiner Zukunft in ihm nicht seine Gefühle für diejenigen erkalten mache, die ihn geboren und erzogen; daß er ferner unsre Lust und Freude bleibe, und stets die Liebe und die Ehrfurcht in der Seele bewahre, für die du ein langes Leben auf Erden verheißen, und deinen vollen Gotteslohn einst im Jenseits. Amen.


Gebet einer Frau, die sich Mutter fühlt.

„Und Gott sprach: Ich will viel sein
lassen die Schmerzen deiner Schwangerschaft:
mit Schmerzen sollst du deine
Kinder gebären.“
 (1 B. M. 3, 16.)

Allmächtiger, von dem da kommt das Leben, die Lebensstärke und die Lebensfreude, du hast mich bedacht mit den süßen Freuden der Mutterhoffnung, unter meinem Herzen fühle ich den Keim eines neuen Lebens, das durch mich das Licht der Welt erblicken soll, mein und meines Gatten Kind, ein neuer Born unsrer ehelichen Freuden, ein neues Band unsrer ehelichen Liebe! Vater, Dank dir, daß du mich, deine Magd, des Muttersegens hast gewürdigt.

Du hast in deiner Allweisheit das verhängnißvolle Wort gesprochen: Ich will viel sein lassen die Schmerzen und die Leiden deiner Schwangerschaft, unter Wehen und Schmerzen sollst du dein Kind zur Welt bringen. Dürften wir murren und klagen, daß du in deiner Allgüte es also über uns verhängt hast! Weise und

Empfohlene Zitierweise:
Fanny Neuda: Stunden der Andacht. Wolf Pascheles, Prag 1858, Seite 79. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Neuda-Stunden_der_Andacht-1858.pdf/91&oldid=- (Version vom 1.8.2018)