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Da lägen wir und sagten aus: Eh’ wir verfaulen konnten,
Ist eure Freiheit schon verfault, ihr trefflichen Archonten!

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Schon fiel das Korn, das keimend stand, als wir im Märze starben:

Der Freiheit Märzsaat ward gemäht noch vor den andern Garben!
Ein Mohn im Felde hier und dort entging der Sense Hieben –
O, wär’ der Grimm, der rothe Grimm im Lande so geblieben!

Und doch, er blieb! Es ist ein Trost im Schelten uns gekommen:

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Zu viel schon hattet ihr erreicht, zu viel ward euch genommen!

Zu viel des Hohns, zu viel der Schmach wird täglich euch geboten:
Euch muß der Grimm geblieben sein – o, glaubt es uns, den Todten!
Er blieb euch! ja, und er erwacht! er wird und muß erwachen!
Die halbe Revolution zur ganzen wird er machen!

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Er wartet nur des Augenblicks, dann springt er auf allmächtig;

Gehobnen Armes, weh’nden Haars dasteht er wild und prächtig!

Empfohlene Zitierweise:
Ferdinand Freiligrath: Neuere politische und sociale Gedichte. Erstes Heft. Zweiter Abdruck.. Selbstverlag des Verfassers, Köln 1849, Seite 70. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Neuere_politische_und_sociale_Gedichte_Freiligrath_1849.pdf/72&oldid=- (Version vom 1.8.2018)