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Hermann Knothe: Das Landeswappen der Oberlausitz

König sitzend, aber unter einem hohen, schmalen Stadtthor, über welchem ein Thorhäuschen, und hinter welchem zu beiden Seiten ein Thurm und ein Haus sichtbar ist. Der König hält in den Händen nicht mehr Schild und Helm, sondern Szepter und Reichsapfel. Neben ihm, auf Vorsprüngen in der Mauer gelehnt, stehen zwei dreieckige Schilde, links (nicht heraldisch) der mit dem böhmischen Löwen, rechts der mit einer Mauer, auf welcher zwei ganze und (dicht am Schildrande) je eine halbe Zinne sich erheben, genau so wie auf dem Siegel des Prinzen Wenzel vom Jahre 1373 (S. 99). Neben jedem der beiden Schilde ruht ein Spangenhelm mit (jetzt nicht mehr querliegendem, sondern) aufgerichtetem Adlerflug. Da die Sechsstädte, ganz in derselben Weise wie die Ritterschaft, auch Landgüter zu Lehn besassen, stand ihnen auch das Recht zu, ihren Schild mit dem ritterlichen Helm zu zieren. Als Kleinod nahmen sie sämmtlich den Adlerflug an, wie er auf dem Helme über dem böhmischen Löwen üblich war. Umschrift: Secretum civitatis Budissin. Dieses neue Stadtsiegel[1] haben wir zuerst an einer Urkunde vom 6. August 1415[2] gefunden. Es blieb nun über drei Jahrhunderte lang als „grösseres Stadtsiegel“ in ununterbrochenem Gebrauch.[3] Die beiden von uns noch zu erwähnenden Siegel sind sogenannte „kleinere Sekrete“, welche an minder wichtige Urkunden gehängt zu werden pflegten.

Als solches bezeichnet sich No. V selbst. Es enthält bloss einen (Tartschen-) Schild, welcher diesmal drei ganze Zinnen (genau wie später auf dem Siegel König Ludwigs II. S. 108), sowie auch Mauerstriche zeigt, ohne Andeutung von Thor und Thurm, auch ohne Helm. Unmittelbar über dem Schilde steht die Jahrzahl 1484; den ganzen übrigen (oberen) Raum nimmt ein vielfach verschlungenes Band ein mit der Aufschrift: S. m[inus] civitatis Budisin.[4]

Ein sechstes Stadtsiegel (No. VI) gleicht völlig dem vorigen, nur dass es etwas grösser ist und die Jahrzahl 1606 trägt.


  1. Abgebildet bei Carpzov, Ehrentempel I, 61. Tafel I No. 6 und bei Gautsch a. a. O. Tafel I No. 11.
  2. Ursprünglich im Hauptstaatsarchiv zu Dresden befindlich, jetzt an Preussen abgegeben, während das Regest mit der genauen Siegelbeschreibung in Dresden geblieben ist.
  3. Carpzov a. a. O. I, 66.
  4. Abgebildet bei Carpzov a. a. O. No. 5; bei Gautsch No. 10. Webers Illustrierte Zeitung 1877. 1. September.
Empfohlene Zitierweise:
Hermann Knothe: Das Landeswappen der Oberlausitz. In: Neues Archiv für Sächsische Geschichte und Alterthumskunde. Dritter Band, Zweites Heft. Wilhelm Baensch Verlagshandlung, Dresden 1882, Seite 114. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Neuesarchivfur03sach.djvu/122&oldid=- (Version vom 1.8.2018)