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Culmination des Mondes fallen; wenn die Abweichung des Monden wechselt, geht sie in die kleinere Fluth über. Der grösste Unterschied der Fluthen findet um die Zeiten der Solstitien statt, besonders wenn der aufsteigende Knoten des Mondes sich im Anfangspunkte des Widders befindet. So übertreffen die Morgenfluthen im Winter die des Abends, und die Abendfluthen im Sommer die des Morgens in Plymonth um etwa 1 Fuss und in Bristol um 15 Zoll, wie Colopress und Sturm beobachtet haben.

§. 43. Durch die Beibehaltung der eingeflössten Bewegung wird der Unterschied der Fluthen vermindert und ist die dritte Fluth nach den Syzygien die grösste im Monat.

Die bisher beschriebenen Bewegungen werden etwas geändert durch jene wechselseitige Kraft der Gewässer, vermöge welcher die Meeresfluth auch, wenn die Einwirkung der Himmelskörper aufhört, noch einige Zeit anhalten kann. Diese Beibehaltung der eingeflössten Bewegung verändert den Unterschied der wechselnden Fluthen; sie lässt die nächsten Fluthen nach den Syzygien grösser und die nächsten nach den Quadraturen kleiner werden. Daher sind die wechselnden Fluthen in Plymouth und Bristol nicht viel mehr als 1 Fuss oder 15 Zoll von einander verschieden, ferner sind nicht die ersten, sondern die dritten Fluthen nach den Syzygien in diesen Häfen die grössten.

§. 44. Die Bewegung des Meeres wird durch die Hindernisse des Bettes verzögert.

Es kann auch vorkommen, dass die allergrösste Fluth erst die vierte oder fünfte nach den Syzygien ist, oder noch später ankommt, indem nämlich die Bewegung des Meeres in Folge von Untiefen später an die Küsten gelangt. So kommt die Fluth an die Westküste Irlands um die dritte Morgenstunde und 1 oder 2 Stunden später in die Häfen an der Südküste dieser Insel, ferner nach den Blei- oder Sorlingischen Inseln, dann allmählig nach Falmouth, Plymouth, Portland, der Insel Wight, Winchelsea, Dover, der Mündung der Thames und der Londonbrücke, indem sie 12 Stunden zur Zurücklegung dieses Weges gebraucht. Aber auch durch das nicht hinreichend tiefe Bette des Oceans selbst wird die Fortpflanzung der Fluthen verhindert. Es tritt nämlich die Fluth bei den Glücklichen Inseln und an den westlichen, dem Atlantischen Meere ausgesetzten, Küsten Irlands, Frankreichs, Spaniens und des ganzen Afrika bis zum Vorgebirge der guten Hoffnung um die dritte Mondstunde ein, ausserdem an einigen untiefen Orten, wo die Fluth verhindert langsamer ankommt und im Meerbusen von Cadiz, wo in Folge der fortgepflanzten Bewegung des Mittelländischen Meeres die Fluth beschleunigt wird. Geht man von diesen Küsten weiter, quer über den Ocean nach den Küsten Amerika’s; so tritt die Fluth zuerst an den östlichen Küsten Brasiliens um die vierte oder fünfte Mondstunde ein, hierauf an der Mündung des Amazonenstromes um die sechste, an den anliegenden

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Isaac Newton: Mathematische Principien der Naturlehre. Robert Oppenheim, Berlin 1872, Seite 541. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:NewtonPrincipien.djvu/549&oldid=- (Version vom 17.7.2018)