Seite:OAB Horb 191.png

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Das 1824 erbaute Rathhaus enthält zugleich die Schule mit einem Lehrzimmer und die öffentliche Backküche; der Schulmeister wohnt in einem abgesonderten Gemeindehause.

Ein Gemeindewaschhaus und ein Armenhaus sind vorhanden.

Gutes Trinkwasser liefern drei laufende und drei Pumpbrunnen; überdieß fließt die muntere Steinach ganz nahe (östlich) am Ort vorüber und setzt daselbst eine Mühle mit vier Mahlgängen und einem Gerbgang in Bewegung; 1/8 Stunde oberhalb des Dorfs liegt an ihr eine Pappendeckel fabricirende Papiermühle und 1/8 Stunde unterhalb desselben eine Sägmühle mit Ölwerk und Hanfreibe. Etwa 100 Schritte unter der Sägmühle liegt die Gemeinde-Gipsmühle. Das Fischrecht in der Steinach, welche Forellen führt, hat der Freiherr v. Münch, der es verpachtet.

Den Verkehr mit der Umgegend vermitteln Vicinalstraßen nach Iselshausen und Nagold, nach Vollmaringen, Hochdorf, Haiterbach und Dürrenhardt.

Über die Steinach ist beim Ort eine Brücke angelegt.

Die nicht große Markung ist von dem Steinach-Thale und dessen Seitenthälchen vielfältig durchzogen und hat deßhalb nur theilweise eine flachwellige, an einzelnen Stellen ebene Lage. Der im allgemeinen fruchtbare Boden, in welchem die gewöhnlichen Feldfrüchte gut gedeihen, besteht theils aus Lehm, theils aus den Zersetzungen des Muschelkalks. Die Verbesserung des Bodens wird nicht allein durch Anwendung der gewöhnlichen Düngungsmitteln, sondern auch des Gipses und des Composts bezweckt. Der Gips wird bei der Sägmühle abgebaut. Einige Muschelkalksteinbrüche sind vorhanden.

Die Einwohner sind fleißig, geordnet und befinden sich in mittelguten Vermögensumständen; sie würden ihre ökonomischen Verhältnisse noch mehr zu heben im Stande sein, wenn nicht wegen der steilen Berge die Bebauung ihrer Güter erschwert und vertheuert wäre. Die Haupterwerbsquellen bestehen in Feldbau, Viehzucht und einigem Gewerbe.

Die Landwirthschaft wird gut betrieben und das Beispiel des rationell bewirthschafteten Guts Dürrenhardt äußert einen günstigen Einfluß auf dieselbe; im Dreifeldersystem, mit zu 1/3 angeblümter Brache, baut man mit Anwendung des Flandrischen Pflugs die gewöhnlichen Cerealien, Kartoffeln, Futterkräuter, Linsen etc. Von Handelsgewächsen zieht man Flachs und Hanf meist in Ländern für den eigenen Bedarf; auch der Hopfenbau kommt gegenwärtig in Aufnahme.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Horb. H. Lindemann, Stuttgart 1865, Seite 191. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Horb_191.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)