Seite:OAB Horb 224.png

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Nordstetten,
Gemeinde II. Klasse mit 1356 Einw., worunter 1 Evang. und 304 Israel. a. Nordstetten, Pfarrdorf, 1337 Einw., b. Buchhof, Hof, 7 Einw., c. Tabervasen, Hof, 12 Einw. – Kath. Pfarrei; die Evang. sind nach Mühlen eingepfarrt und die Israeliten stehen unter dem Rabbinat Mühringen.


Der sehr ansehnliche Ort, welcher zu den schönsten des Oberamtsbezirks gehört, liegt frei auf der Hochebene, unfern des rechten Neckarthalabhanges, an dem sich eine gut angelegte Steige von der nur 1/2 Stunde nordwestlich gelegenen Oberamtsstadt zu dem Orte hinzieht. Überdieß führen noch die Poststraßen von Horb nach Haigerloch und nach Mühringen durch Nordstetten; Vicinalstraßen sind nach Ahldorf, Dettensee, Isenburg und Mühlen angelegt, die dem Ort seinen Verkehr nach allen Richtungen vermitteln. Eine Postablage ist eingerichtet. Die Ortsstraßen sind im allgemeinen gut unterhalten und an ihnen lagern sich meist freundliche, nicht selten im städtischen Style erbaute Häuser. Am nördlichen Ende steht das weithin sichtbare Schloß, von dem man, wie überhaupt von Nordstetten, eine schöne Aussicht in das Gäu genießt. Das Schloß ist ein großes, dreistockiges Gebäude, das 1739–40 von den Keller von Schlaitheim im Rococostyl erbaut wurde. Die Ringmauern der alten Burg umgaben dasselbe noch vor wenigen Jahren mit mehreren Eckthürmen, von welchen jetzt nur noch einer vorhanden ist. Von dem Revierförster von Fischer-Weickersthal (s. unten) erkaufte die Gemeinde im Jahr 1858 Schloß und Gut (etwa 80 Morgen Felder und 80 Morgen Waldungen). Das Schloßgebäude, welches jetzt als Rathhaus dient, blieb im Eigenthum der Gemeinde, die Güter aber sind an die Ortsbürger verkauft worden.

Die im östlichen Theil des Dorfs etwas erhöht gelegene Pfarrkirche zum h. Mauritius ist im modernen Rundbogenstyl mit halbrundem Chorschluß neu erbaut, während der Thurm in seinen unteren Geschoßen aus alter Zeit stammt und nur das ihm aufgesetzte Achteck einer neueren Zeit angehört; den Thurm trägt ein mit Blech beschlagenes Zwiebeldach (Bohlendach). Die drei Glocken sind im gegenwärtigen Jahrhundert und zwar zwei von denselben von B. Kaltenmoser in Horb gegossen worden. Das freundliche Innere der Kirche ist weiß getüncht und an der Decke mit Stuckarbeiten verziert. Kanzel, Altäre, Orgel etc. sind im Rococogeschmack gehalten. An der nördlichen Kirchenwand hängt ein neues gut gemaltes Bild des heil. Mauritius, Schutzpatron der Kirche, welches von Lorenz Lenz, Bierbrauer

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Horb. H. Lindemann, Stuttgart 1865, Seite 224. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Horb_224.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)