Seite:OAB Horb 240.png

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Ein Gemeindeback- und Waschhaus und überdieß noch ein abgesondertes Waschhaus, wie auch ein Armenhaus sind vorhanden.

Von dem ehemaligen Schloß Tockenburg (jetzt Gasthaus zur Sonne) sind an der hinteren Seite des Gebäudes ein sehr altes rundes Thürmchen, ein Vorbau mit Rundbogenfries, eine Mauerecke mit Buckelsteinen etc. noch vorhanden. An der Hausecke steht 1564, wohl das Jahr einer Veränderung des Schlosses. Über dem Eingang in die Scheune ist das Wappen der Herren von Schütz angebracht.

Der Ort ist sehr wasserreich und sechs laufende, zwei Schöpf- und fünf Pumpbrunnen liefern vortreffliches Trinkwasser in Fülle, überdieß sind zwei Wetten innerhalb des Dorfs angelegt und 1/8 Stunde östlich desselben entspringt in einer starken Quelle der Brühlbach, welcher nahe seines Ursprungs eine Mühle mit zwei Mahlgängen und ein Gerbgang und eine Sägmühle in Bewegung setzt.

Vicinalstraßen bestehen nach Haiterbach, Altheim, Lützenhardt und Waldach.

Die Einwohner sind sehr kräftige, gesunde, und von Charakter offene, etwas derbe Leute, welche größtentheils an Altersschwäche sterben; sie finden ihre Hauptnahrungsquelle in der Landwirthschaft und ihre Vermögensumstände gehören trotz ihres großen Fleißes und ihrer Sparsamkeit zu den mittelmäßigen.

Der größte Güterbesitz beträgt 30 Morgen, der mittlere 15 Morgen und der geringste 1–2 Morgen. Viele suchen ihr Auskommen als Taglöhner auswärts.

Die Gewerbe beschränken sich, mit Ausnahme der schon angeführten Mühlen, fünf Schildwirthschaften und zwei Krämern, nur auf die nöthigsten Handwerker.

Die Markung, welche zu den größten des Bezirks gehört, ist uneben und hügelig; der Boden ist minder fruchtbar und besteht aus den Zersetzungen des Wellenmergels, der Anhydritgruppe, des Hauptmuschelkalks und theilweise des bunten Sandsteins. Der schwer zu bebauende Boden wird durch kräftige Düngung zu verbessern gesucht, wobei man neben den gewöhnlichen Düngungsmitteln auch Gips, Dungsalz und Kompost anwendet; auch das Brennen der Felder ist theilweise noch üblich. Lehm wird 1/4 Stunde nördlich vom Ort gegraben. Der Feldbau wird im Dreifeldersystem, mit Anwendung des Hohenheimer- und des amerikanischen Pflugs so gut, als es die natürlichen Verhältnisse erlauben, betrieben. Auf den Morgen rechnet man Aussaat 8 Sri. Dinkel, 4 Sri. Weizen, 3 Sri. Gerste

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Horb. H. Lindemann, Stuttgart 1865, Seite 240. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Horb_240.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)