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Haupt- und 55 Neben-Gebäude, worunter 1 Armenhaus. Die Kirche zu St. Martin, welche die Gemeinde zu erhalten hat, ist ziemlich alt, wurde aber durch einen neueren Anbau erweitert. Der Thurm, wie es scheint der höchste im Ober-Amtsbezirke, wurde am 9. Juni 1682 durch einen Blitzstrahl sehr beschädigt und sofort nebst der Kirche wieder ausgebessert. Nach einer Sage soll diese einer Kolonie von Mönchen aus dem Kloster Adelberg ihre Gründung zu danken haben, was einiger Maßen durch Spuren ehemaliger Nebengebäude an der Kirche und durch die Rechte, die das Kloster hier besaß, wahrscheinlich wird. Das Pfarrhaus hat der Staat zu erhalten. Die Schule ist im Rathhaus untergebracht. Die Hauptnahrungsquelle der fleißigen, sparsamen und wohlhabenden Einwohner ist Ackerbau und Vieh-, besonders aber Schaf-Zucht; gewöhnlich werden 5000–6000 Schafe überwintert. Bienenzucht und Obstbau zeichnen sich gleichfalls aus. Die Hammelmastung ist auch von Bedeutung. Obschon der Boden etwas undankbar ist, da er auf Schieferlagen ruht, so sind die Felder doch in sehr gutem Stande. Der Wieswachs ist bedeutend, der Weinbau aber in Abgang gekommen. Ein Morgen Ackers wird zu 225 fl., Wiesen 220 fl., Gärten und Länder zu 225 fl. im Durchschnitte verkauft. Die Stallfütterung ist bis auf die Herbstweide auf den Wiesen eingeführt, und von den 376 Morg. Weiden sind nur 86 nicht angebaut und für diesen Zweck bestimmt. Im Jahr 1835 waren in der Gemeinde 144 Gewerbe: 6 Kleinhändler, 1 Mahlmühle, 3 Schildwirthschaften u. s. w. Jene arbeiten aber nur für das örtliche Bedürfniß, mit Ausnahme von 30 Linnen- und 2 Baumwollen-Webern. Die Zahl der Schäfer betrug 39.

Der sogenannte Zellerstab, aus der nunmehrigen Gemeinde bestehend, scheint im 15. Jahrhundert, bis wohin Zell selbst in den Weilheimer Gerichtszwang gehört hatte, gebildet worden zu seyn. Zell selbst hatte noch vor 60–70 Jahren das Recht, an der Kirchweihe einen kleinen Markt zu halten. Im J. 1838–1839 waren bei der Gesammt-Gemeindepflege

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Kirchheim. Verlag der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1842, Seite 294. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAKirchheim_294.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)