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Vehingen dictus Spiegel in einer Urkunde Graf Konrads von Vaihingen für das Kloster Maulbronn. St.-A.).

Ausgezeichnete hiesige Familien sind unter anderen die Kalteisen, die Mager, die Gremp. Die beiden letzteren gelangten zum ritterschaftlichen Adel (Sattler Topogr. 249). Heinrich Gremp († 1533 Dez. 7) that dem hiesigen Kirchenbau viele Förderung. Zu derselben Familie gehörte der Stifter des (in Tübingen verwalteten) berühmten Gremp’schen Stipendiums, Ludwig Gremp von Freudenstein, welcher übrigens zu Stuttgart, im Jahr 1509, geboren wurde († 1583, s. Faber die württ. Familienstiftungen, Heft 14, 27).

An hiesiger Kirche erscheint ein Decan, Gottfried, in Urkunde vom 11. Nov. 1271. Kirchrector war im Jahr 1239 Graf Johann von Vaihingen, später Graf Heinrich von Vaihingen († 1300 Sept. 21), im Jahr 1329 Graf Johann von Tübingen (Sohn einer Vaihinger Gräfin). Es bestunden, wenigstens im 15. Jahrhundert, Caplaneien zu den Altären St. Michaelis, St. Matthäus, St. Agnes, St. Peter, St. Elisabeth und zur sel. Maria Magdalena, nebst einer Frühmesserei (Würdtwein Subs. 10, 343); ferner waren Pfründen zu St. Nicolaus, St. Stephanus und Heiligkreuz.

Am Montag nach Lätare (31. März) 1348 verkauften die Vaihinger Grafen Konrad und sein Sohn Johannes dem Deutschorden den Kirchensatz zu Vaihingen, Enzweihingen und Grünwetterspach (bad. Bez.-A. Durlach) für 2600 kleine rheinische Goldgulden; darauf ließ sich der Deutschorden am 18. Juli d. J. diese Kirche incorporiren. Der Bischof Reinhard von Speier schloß deshalb am folgenden 5. August mit dem Deutschorden einen gütlichen Vertrag auf Lebenszeit ab, zu Folge dessen die genannten Pfarreien zusammen, so oft dem Oberhirten der zehnte oder zwanzigste Pfenning oder eine andere Besteuerung erlaubt werde, jedesmal neun Gulden zu entrichten hatten, vorbehältlich der Cathedralsteuer und der Visitationsgebühren (Remling Gesch. der Bisch. zu Speyer 2, 83). Am 25. März 1553 trat dagegen der Deutschmeister an den Herzog Christoph von Württemberg im Tausch ab das Patronatrecht der Pfarrei und der neun Caplaneipfründen und, mit dem Spital, noch zwei Caplaneien, behielt sich jedoch noch das Kastenhaus und den Keller vor (Sattler Herz. 4, 48), welche erst 1805 an W. übergingen. Das Patronat steht der Herrschaft Württemberg zu. Die Krone ernennt den Decan und den Diaconus.

Vor der Reformation bestund allhier ein Beguinenhaus (Besold Virg. 566).

Der älteste hiesige Diaconus wird unter dem Jahr 1546 angegeben

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Vaihingen. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 105. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAVaihingen0105.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)