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Schulkinder und der Amtsschaden aus der Gemeindekasse bestritten werden, sondern auch eine Gemeindeschadensumlage nicht vorkommt. Bei der Stiftungspflege sind 1500 fl. Armenstiftungen vorhanden, aus deren Zinsen Unbemittelte mit Brod, Geld und Büchern unterstützt werden (s. Tab. III).

Insbesondere ist die Gemeinde im Besitz von 300 Morgen Waldungen, welche im 30jährigen Umtriebe bewirthschaftet, jährlich etwa 6000 Stück Wellen ertragen; hievon erhält jeder Bürger 10–12 Stück, das Eichenoberholz aber wird auf dem Stamm verkauft und sichert der Gemeindekasse eine jährliche Einnahme von 800–1000 fl. Auch die Ufer der Enz hat die Gemeinde mit Erlen, Pappeln und Weiden bepflanzen lassen, die jährlich etwa 1000–1500 Stück Wellen abwerfen; der Ertrag wird theils an die Bürger ausgetheilt, theils verkauft, und öfters eine Einnahme von 100–150 fl. erzielt.

An eigentlichen Weiden sind etwa 150 Morgen vorhanden, welche nebst der Herbstweide als Schäferei verpachtet werden; von dem Pacht zu jährlich 550 fl. fließen 250 fl. in die Gemeindekasse, die übrigen 300 fl. aber theilt man den Ortsbürgern zu, weil diese das Recht haben, Schafe auf der Weide laufen zu lassen. Gegenwärtig hält der Bestandschäfer etwa 800 Stück Bastarde, von denen die Wolle nach Kirchheim, der Abstoß der Schafe aber nach Frankreich geht. Die Pferchnutzung trägt der Gemeinde 400–500 fl. jährlich ein. Die vorhandenen 25 Morgen Gemeindegüter werfen einen jährlichen Pacht von etwa 600 fl. ab, und aus dem Ertrag der auf Allmanden stehenden Obstbäume werden durchschnittlich 500 fl. jährlich erlöst.

Seine erste Gründung verdankt der Ort ohne Zweifel den Römern, die hier eine Übergangsstelle über das Enzthal gefunden und an derselben nicht nur mehrere Straßen gemeinschaftlich über den Fluß geführt, sondern auch eine Niederlassung gegründet hatten (s. den allg. Theil). Zunächst (südlich) am Ort, wo gerade zwei Römerstraßen zusammenlaufen, wird eine Stelle „Burgstall“ genannt; hier scheint eine ursprünglich römische, auch im Mittelalter noch benützte Befestigung bestanden zu haben. Nicht ferne dieser Stelle kommt die Benennung „Heidenring“ vor, was ebenfalls auf römischen Ursprung deutet. Unterhalb des Orts auf der rechten Seite der Enz trägt ein Wiesengrund den Namen „Gewölb“, und an denselben stoßen die Schloßäcker. Etwa 1/2 Stunde südlich von Enzweihingen, bei der Linde oder bei der sog. Frauenkirche, fand man unter der Oberfläche bedeutende Fundamente, schön behauene Steine, unter anderen einen Schlußstein auf dem Agnus

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Vaihingen. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 136. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAVaihingen0136.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)