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Gewerbe außer den für den Localbedarf arbeitenden ganz gewöhnlichen Handwerken werden nicht betrieben.

Der Ort liegt 5/4 Stunden südwestlich von der Oberamtsstadt und eben so weit von der nächstgelegenen Eisenbahnstation Illingen. Zur Erleichterung des Verkehrs sind Vicinalstraßen nach Vaihingen, Pinache und Mönsheim angelegt.

Der Gemeindehaushalt ist geordnet; die Gemeindepflege besitzt außer ihrem schon angegebenen Waldeigenthum auch noch Kapitalvermögen; dagegen leidet die Stiftungspflege an einem Deficit, welches alljährlich von Seiten der Gemeinde gedeckt wird, (s. Tab. III.). Neben einer Armenstiftung von 1200 fl., aus deren Zinsen den Unbemittelten Brod angeschafft wird, steht die Gemeinde noch im Genuß der sog. Egonsgerechtigkeit, vermöge welcher sie zur Vertheilung unter die Ortsarmen alljährlich 21 Scheffel 2 Sri. 3 Vierling Dinkel von dem Staat bezieht.

In der Nähe der Einmündung des Glattbachs in den Kreuzbach befindet sich ein künstlich aufgeworfener Hügel, der Schloßbuckel genannt, auf dem nach der Volkssage ein Schloß gestanden sein soll. Auf dem westlich dieser Stelle gelegenen Edelberg kommt die Benennung „auf der Wartmauer“ vor. Eine Römerstraße führte unter der Benennung „Heerweg“ von Iptingen über den sog. Bürguff nach Groß-Glattbach und vereinigte sich 1/4 Stunde nördlich vom Ort mit der von der Auricher Höhe herkommenden Römerstraße (alter Postweg), welche durch die Waldungen Mosig und Enkertsrein weiter führte, (s. den allg. Theil). Ein weiterer alter Weg, ein Wallfahrtsweg, wie ihn das Volk nennt, zieht von Nußdorf her durch den Ort und weiter durch den Wald „Tiefenweg“ gegen Lomersheim. Nördlich von dem Rieberg trägt eine Flur die Benennung „in der wüsten Kirche“; hier soll nach der Volkssage eine Kirche gestanden sein.

Da die ältesten Urkunden zwischen Groß- und Klein-Glattbach nicht unterscheiden, so bleibt die nähere Bestimmung der ältesten Anführungen des Orts unermittelt. Am 8. März 782 schenkte ein gewisser Sigebold im Enzgau in der villa Glatebach fünfzehn Jaucherte, eine halbe Hube und einen Leibeigenen an das Kloster Lorsch (Cod. Laur. Nr. 2387; auch sonst noch eb. Nr. 2337 als Gladebach). Das elsäßische Kl. Weissenburg besaß in „Gladebach“ im 10., vielleicht schon im 9. Jahrhundert Güter nebst der Kirche (Trad. Wizenb. ed. Zeuss. 293. 305). Im Jahr 1023 ertauschte das Hochstift Speier ein Hofgut in villa Gladebach von einem Ritter Arnold (Wirt. Urkundenbuch 1, 255).

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Vaihingen. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 143. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAVaihingen0143.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)