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Aufhausen.
Gemeinde III. Kl. mit 758 Einw., wor. 37 Evangel. und 162 Israeliten mit Synagoge. a. Aufhausen, Pfarrdorf, 722 Einw., b. Baiermühle, Haus, 15 Einw., c. Oberschlägweidmühle, Haus, 9 Einw., d. Unterschlägweidmühle, Haus, 8 Einw., e. Walk- und Ölmühle, Haus, 4 Einw. – Kath. Pfarrei, die Evangel. sind nach Bopfingen eingepfarrt. Die Entfernung von der südlich gelegenen Oberamtsstadt beträgt 31/2 Stunden.

Der weit in die Länge gedehnte Ort liegt zum größeren Theil in der kleinen Thalweitung beim Zusammentreffen des tief und schroff eingeschnittenen Eger-Thals und des weniger tiefen von Nordwesten herziehenden Schenkenbach-Thales. Der übrige Theil des Orts zieht sich in der schmalen Thalsohle des Eger-Thals an dem klaren munteren Flüßchen oder an dem rechten gebuchteten Abhange, desselben hin. Die Gebäude sind theils klein, theils haben sie, namentlich die von Israeliten bewohnten, ein etwas städtisches Aussehen. Mit Ausnahme der durch den unteren Ortstheil führenden Lauchheim–Bopfinger Landstraße sind die Ortsstraßen größtentheils enge, und zu den an dem Thalabhang gelegenen Häusern gehen meist nur schmale Fußwege hinan.

In landschaftlicher Beziehung bietet die Gegend manche Schönheiten, namentlich das Eger-Thal, ein echtes malerisches Jurakalkthal mit steilen, felsigen, üppig bewaldeten Gehängen; oberhalb des Orts theilt es sich in zwei Arme, von denen einer in südwestlicher Richtung gegen Michelfeld hinauf, der andere das eigentliche Eger-Thal in nordwestlicher Richtung zieht; in lezterem entspringt am Fuß des Thiersteins, einer mächtig emporragenden Felsgruppe, in sehr starker Quelle die Eger, welche früher hart am Thierstein hervordrang und ganz in der Nähe schon eine Mühle in Bewegung setzte. Seit die Eisenbahn hier vorbeiführt, mußte ein Theil des Thiersteins wie auch die Mühle weichen und die Eger quillt jetzt ein wenig entfernt in einem kleinen Becken hervor; aber auch jetzt noch ist die Stelle äußerst malerisch und ansprechend, denn großartig erhebt sich aus dem Waldgebüsch in einem Halbkreis der zackige, oben von üppigen Laubholzbäumen beschattete Felskranz. Eine weitere sehr malerische Partie ist der nahe am Ort auf der rechten Seite der Eger sich erhebende Schenkenstein, von dem auf einem steilen, felsigen, dicht bewaldeten Vorhügel die Ruine der alten Burg Schenkenstein ernst herabschaut. Die Überreste der hier gestandenen Burg bestehen aus einem noch 40′ hohen runden Thurm und einigen Mauerresten; der Thurm mit seinem 25′ über der Erdfläche befindlichen Eingang ist sehr ruinirt, weil die Bewohner der Umgegend die äußeren Quadern größtentheils abgebrochen und für ihre Zwecke verwendet haben. Nach dem engen Raum, auf dem die Reste der Burg stehen, kann dieselbe nie von namhafter Ausdehnung gewesen sein. Drei quer über den schmalen Bergrücken geführte Gräben schützten die von Natur zugängliche Seite der Burg.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neresheim. H. Lindemann, Stuttgart 1872, Seite 191. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtNeresheim0191.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)