Seite:OberamtNeresheim0280.jpg

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Schrezheim wird leicht mit dem gleichnamigen Dorf an der Egge verwechselt. So ist es uns zweifelhaft, ob in unserem Schrezheim Ritter Heinrich von Hostetten 1260 dem Kloster Kaisersheim seinen Hof geschenkt hat. Später waren die Herren von Katzenstein Besitzer und Herdegen von Katzenstein verkaufte 1354 mit Dischingen, Dunstelkingen u. s. w. auch Schrezheim an die Grafen von Oettingen. Einiges blieb bei der Burg Katzenstein, die Stauffenberg’sche Vormundschaft aber verkaufte alle eigenthümlichen Güter zu Katzenstein und Schrezheim 1589 an Oettingen; auch Kloster Neresheim hatte zu dieser Zeit schon Besitzungen.

Pfalz Neuburg prätendirte auch hier die hohe Obrigkeit, trat sie aber 1768 an Taxis ab; da nun auch die andere Dorfsherrschaft Oettingen die Landesherrlichkeit ansprach, so verursachte der Ausschank eines Fäßchens Bier zwischen den beiden Fürsten einen Feldzug mit je 8 Mann und einen langen Federkrieg.

Wann die Pfarrei gegründet wurde, ist nicht bekannt; der Sage nach ist sie eine der ältesten in der Gegend, wozu stimmt, daß sie dem hl. Martin geweiht ist. Das Patronat besaßen nachweisbar zuerst die Herren von Katzenstein und verkauften es auch 1354 an Oettingen, die Grafen Friedrich und Ludwig aber schenkten das Patronat und die Kirchvogtei samt den Zehenten dem Kloster Kirchheim, was Kaiser Karl IV. bestätigte 1361. Mit Kloster Kirchheim ist jetzt das Patronat an Oettingen zurückgefallen.


Ebnat,
Gemeinde II. Kl. mit 1106 Einw., wor. 9 Evang. a. Ebnat, Pfarrdorf mit Marktrecht, 872 Einw., b. Affalterwang, Weiler, 121 Einw., c. Diepertsbuch, Hof, 8 Einw., d. Niesitz, Weiler, 105 Einw. – Kath. Pfarrei; die Ev. sind nach Oberkochen, O.A. Aalen, eingepfarrt. 31/4 Stunden nordwestlich von der Oberamtsstadt gelegen.

Mit Ausnahme verschiedener neugebauter Bauernhäuser, die sich gegen Westen an sanftem Bergabhang hinziehen, liegt in muldenartiger Vertiefung des Herdtfeldes der eine Viertelstunde lange, von Osten nach Westen ausgedehnte Ort. Die von Bäumen umschatteten Häuser stehen meist weit auseinander und machen den Eindruck von Wohlhabenheit und Sauberkeit; besonders freundlich ist die breite, gut gehaltene reinliche Hauptstraße, zugleich die von Neresheim nach Aalen führende Landstraße; schöne Rosengärtchen liegen hier überall vor den wohnlichen Häusern, und dazwischen neben der Straße Weiher und Hülen, dazu die lang hingestreckten einstockigen, meist mit Stroh bedachten Häuser, die verstreuten Obst- und Waldbäume; – Alles ist weit und hingedehnt und macht einen selten gesehenen eigenthümlichen Eindruck von tiefer Stille und Abgeschiedenheit. In den Jahren 1726 und 27 brannten hier je 14 Häuser ab. – Von dem nördlich vom Ort gelegenen Hohenbuck aus schweift der Blick weit umher

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neresheim. H. Lindemann, Stuttgart 1872, Seite 280. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtNeresheim0280.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)