Seite:OberamtNeresheim0297.jpg

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Flochberg.
Gemeinde III. Klasse mit 451 Einw., wor. 32 Evangel. a. Flochberg, Pfarrdorf, 257 Einw., b. Dorfen, Weiler, 68 Einw., c. Heidmühle, Haus, 3 Einw., d. Herdtfeldhausen, Pfarrweiler, 123 Einw. – Kath. Pfarrei; die Evangel. sind nach Bopfingen eingepfarrt. 3 Stunden nordöstlich von der Oberamtsstadt und 1/2 Stunde südöstlich von Bopfingen gelegen.

Der nicht große Ort liegt sehr freundlich am südöstlichen Fuß des sich kräftig erhebenden, wohlgeformten Schloßbergs, von dessen Kuppe die malerischen Ruinen der Burg Flochberg ernst herabschauen (s. u. S. 304). Der größte Theil des Dorfs besteht mit Ausnahme zweier kleiner Seitengäßchen nur aus einer Straße, die sich ziemlich steil den Schloßberg hinanzieht, mit Kandeln versehen und gut gehalten ist; an ihr lagern sich zwischen freundlichen Gärtchen die häufig von üppigen Nußbäumen beschatteten, weiß getünchten Häuser, die zum Theil noch mit Stroh gedeckt, jedoch alle hübsch und sauber sind. Am östlichen Ende des Orts führt die Eisenbahn und die Landstraße von Bopfingen nach Nördlingen das Egerthal entlang vorüber. Die Aussicht vom Ort über das breite Egerthal hinweg bis in das Ries ist eine sehr freundliche.

Am östlichen Eingang in das Dorf steht die vielbesuchte 1747 (5. August) geweihte Wallfahrtskirche zu St. Maria auf dem Roggenacker; sie ist von schöner, geistreicher, eigenthümlicher Anlage und von einem Wiener Baumeister errichtet. Im Jahre 1737 belief sich der Baufonds auf 14.000 fl. und das jährliche Opfer trug 100 fl. (s. auch u.). Die Kirche bildet ein griechisches Kreuz mit kurzen Armen, nur der östliche Arm ist quadratisch. Der Mittelraum (Hauptraum) der Kirche hat ein Kreuzgewölbe, die Arme sind tonnengewölbt und die Ostwand des Chorarmes ist reich und reizend aufgelöst in vier freie, eine Kuppel über sich tragende Säulen. Nischen und Pilaster, diese wie die Säulen jonischer Ordnung und mit reich verziertem Hals, gliedern überall die Wände in wohlthuender und strenger Weise; zudem kommt alles Licht aus der Höhe und gießt eine feierliche Helle über den schön vertheilten und festlich ausgeschmückten Raum. Die Altäre der Kirche haben Gemälde aus dem vorigen Jahrhundert, und hinter dem Hochaltar befindet sich ein tüchtiges aus neuer Zeit: Mariä Heimsuchung, gemalt von Jakob aus Tettnang.

Der Hochaltar selbst zeigt unten ein 1582 gemaltes Ölbild zum Andenken an die wunderbare Heilung eines mit der fallenden Sucht behafteten Knaben durch die Jungfrau Maria, im Hintergrunde des Gemäldes sieht man noch wohl erhalten mit hohem Thurm die Burg Flochberg. Die Kirchenbänke sind gut geschnitzt. Links an den Chor ist eine kreuzgewölbte Kapelle angebaut, die einen Altar mit einem Krucifix enthält; zur Rechten liegt die Sakristei. Das Äußere der Kirche bietet eine wenig gegliederte, ziemlich

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neresheim. H. Lindemann, Stuttgart 1872, Seite 297. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtNeresheim0297.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)