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hatte einen Hof; Güter und Gülten besaß auch Kloster Kirchheim.

Die Stadt Bopfingen überließ zwar ihr Besitzthum wieder an Graf Ulrich von Oettingen 1471 gegen 500 fl. und den Hof Hohenberg und Wendenhof, unter Vorbehalt des Viehtriebs und Steingrabens am Beyberg, aber doch blieben immer noch 8–10 Häuser bopfingisch, für welche ein Bürgermeister aufgestellt war.

Auf der Burg war schon 1318 eine St. Nikolauskapelle und es wurde 1408 eine Messe gestiftet. Graf Ludwig, der eifrige Protestant, hielt sich da einen Hofprediger. Die Dorfbewohner waren nach Bopfingen gepfarrt, seit aber die wallerstein’sche Linie Fl. besaß, wurden blos katholische Unterthanen angenommen, weßwegen deren Zahl allmählig weit überwog.

Im Jahr 1582 hatte ein epileptischer Knabe, des Hofschneiders Sohn, eine Erscheinung der Jungfrau Maria, welche ihn in einen Kornacker wies, wo er durch ihre wiederholte Erscheinung vermittelst einiger aufgedrückter Wurzeln geheilt wurde. [1] An diesem Platz bildete sich allmählig eine Wallfahrt; ein Hans Müller legirte 1610 zum Bau einer Kapelle 1500 fl. Die Beichtväter im Kloster Kirchheim versahen dieselbe, bei steigendem Zulauf wurde sie aber zu klein und darum 1747 eine neue Kirche gebaut von einem Wiener Baumeister, nach ganz eigenthümlichem Plan. Eine eigene Kuratkaplanei war schon 1736 errichtet worden, jetzt zur Pfarrei erhoben, deren Patronat zwischen Oettingen und dem Bischof wechselt.

Zu der Gemeinde gehören:

b. Dorfen. Auf dem Herdtfeld, nahe an dem nördlichen Saum desselben, liegt 21/4 Stunden nördlich von Neresheim in einem unbedeutenden Trockenthälchen der kleine, meist aus alten, minder ansehnlichen Häusern bestehende Weiler. Die Aussicht ist wegen der beinahe rings um die Feldmarkung gelegenen Waldungen beschränkt. Gutes frisches Trinkwasser wird hinreichend von den Feldbrunnen in den Ort geleitet.

Die wenig bemittelten Einwohner finden ihre Nahrungsquellen in dem fleißigen Betrieb des Feldbaus, der Viehzucht und des Holzhandels.

Die kleine, ziemlich ebene Markung hat einen mittelfruchtbaren, etwas hitzigen, steinigen Boden, der aus den Zersetzungen des weißen Jura besteht und einer kräftigen Düngung sehr bedürftig ist. Das


  1. Vergl. die Schrift: Nagel A., vnser liebe Fraw zu Flochberg im Roggenacker d. i. ein wahrh. Beschreibung des newen unerhörten Wunderwercks das sich newlicher Zeit zu Flochberg in der Grafschaft Oeting etc. 8. Ingolst., 1583.
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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neresheim. H. Lindemann, Stuttgart 1872, Seite 301. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtNeresheim0301.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)