Seite:OberamtNeresheim0324.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Es ist nur eine Schulfondsstiftung mit 300 fl. vorhanden, die Balthaser Neukomm stiftete und deren Zinse zur Anschaffung von Büchern und zu Schulgeldern für arme Kinder verwendet werden.

Nach der Sage soll früher in dem 1/2 Stunde südöstlich vom Ort gelegenen Wald „Kugelbuck“ der Ort Hülen gestanden sein; es wurden daselbst schon Bruchstücke von Ziegeln und Bauschutt aufgefunden.

Zu der Gemeinde gehört:

b. Kapfenburg, Pfarrweiler, bestehend aus dem ehemaligen deutschordenschen Schloß mit Nebengebäuden und der vom Schloßkomplex getrennten Meierei.

Das großartige Schloß blickt schön und gebieterisch von einer am Nordrand des Herdtfeldes frei vortretenden waldigen, gegen Osten und Norden felsigen Bergkuppe in den gesegneten Jagstgrund hinab und beherrscht die Gegend bis ins Gaildorf’sche, Limpurg’sche und Ellwangen’sche hinein. Die Aussicht von oben herab ist entzückend. Gegen Osten an die mit prachtvollem gemischten Wald bewachsenen wellenförmigen Ausläufer des Herdtfeldes, die in den weithervortretenden felsigen Höhen zwischen Röttingen und Aufhausen endigen und durch welche die Eisenbahn in einem langen Tunnel vom Jagst- in das Egerthal sich hinzieht, und weiterhin an den Ipf, den Grenzwächter am Eingangsthore des Rieses. Lieblich tritt gegen Norden die aus dem Jagstthal sich erhebende Hügelreihe mit ihren fruchtbaren Mulden und waldbedeckten Höhen hervor. Dahinter das Schloß und der Schönenberg bei Ellwangen, und weiterhin sanft in das Blau des Himmels vergehend das reichangebaute hällische und fränkische Land, im Nordosten bis an die Berge des bayrischen Jura, unter denen der kahle Hesselberg bei Wassertrüdingen mächtig emporragt.

Auch die Gegend im Rücken des Schlosses, jener Hochrand des Herdtfeldes ist nicht ohne Reize, die schattigen Wälder, die stillen Heiden, mit einsam stehenden ehrwürdigen Lindenbäumen, oft herrliche Ausblicke gestattend, während im Vordergrunde malerisch und kühn das Bergschloß Kapfenburg aufsteigt.

Die vom Lauchheimer Bahnhof nach Neresheim führende Staatsstraße zieht sich theilweise durch schattigen Wald zum Schloß empor, das in einem großen ummauerten Garten liegt. Thürmchen stehen noch an einigen Ecken der Mauer und an der östlichen gerade an die Straße herziehenden Ecke steht eine offene Kapelle mit Christus am Kreuz, Maria und Johannes. Von hier an läuft die Straße hart an der Mauer hin, gerade südwestlich, bis zum Standbilde des h. Nepomuks, wo südwärts die Straße nach Neresheim weiter zieht und nordwärts der mit Linden besetzte Weg zum ersten Thore des Schlosses führt, eine starke aus großen Werkstücken aufgerichtete Bastion,

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neresheim. H. Lindemann, Stuttgart 1872, Seite 324. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtNeresheim0324.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)