Seite:OberamtNeresheim0354.jpg

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und 1423 ein Jahrestag dahin gestiftet von Hans von Hausen. Ein eigener Kaplan wird 1423 und 1539 genannt, der Meßner 1430. Um diese Zeit gieng aber Graf Ludwig XV. bereits mit Reformationsgedanken um und bald war auch Jagstheim evangelisches Filial der evangelischen Dorfpfarrei Kirchheim. Das Kloster als Grundherr suchte allmählig Katholiken herbeizuziehen, in dem Vertrag von 1694 wurde aber blos ein Haus als katholisch anerkannt, ein zweites nur pro tempore, dagegen überließ der Graf dem Kloster 1696 die unbenützte Kapelle „zum heiligen Herzen Jesu“, und es entstand nun bald eine Wallfahrt dahin. Das Kloster ergriff gerne die Gelegenheit späterhin, als die katholische Linie von Oettingen-Wallerstein lieber förderte als hinderte, immer mehr katholische Hintersaßen herbeizuziehen, so daß um 1820 gar kein Protestant mehr in Jagstheim war. Deßwegen wurde auch in der Kapelle vom Kloster aus katholischer Gottesdienst gehalten; eine Zeit lang saß ein Religiose von Kaisersheim im Orte selber. Jetzt gehört Jagstheim als Filial zur katholischen Pfarrei Kirchheim.

Für Osterholz wurde in dem Vertrag von 1694 bestimmt, daß zwei Häuser katholisch sein sollen und von Kirchheim aus kirchlich versorgt werden dürfen.

Unter dem Einfluß des Klosters und der katholischen Herrschaft Oettingen-Wallerstein wurde allmählig die Mehrzahl der Kirchheimer Gemeindegenossen wieder katholisch.

Zu der Gemeinde gehören:

b. der Heerhof, 1/2 Stunde südlich von Kirchheim auf einer Anhöhe mit schöner Aussicht hoch und frei gelegen.

Der Heerhof ist ein halbirtes Hofgut, nicht alt.

c. Hundsmühle, ein gegenwärtig nicht bewohntes Schafhaus, nur 10 Minuten nordöstlich von Kirchheim gelegen. Das Gebäude war früher eine Mühle, in der sämtliches Getreide, das man zur Fütterung der fürstlichen Jagdhunde verwendete, hier mahlen ließ, daher auch der Name des Hauses.

Die Mühle wurde einst von dem schon oben genannten, jetzt ausgetrockneten und in Wiesengrund verwandelten Weiher in Bewegung gesetzt.

d. Jägerhaus, die Wohnung eines fürstlich Wallerstein’schen Unterförsters, die nur 200 Schritte westlich vom Heerhof liegt.

e. Jagstheim, liegt sehr freundlich 20 Minuten nordwestlich von dem Mutterort auf einem Hügel, von dem man eine schöne Aussicht in das Ries und in die Gegend um Ellwangen genießt. Der kleine hübsche Ort besteht aus nur wenigen weitläufig hingestellten, Wohlhabenheit verrathenden Bauernwohnungen und einer am Südende des Weilers stehenden Kirche zum heil. Herzen Jesu. Die vom Fürsten von Oettingen-Wallerstein zu unterhaltende Kirche ist im einfachen

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neresheim. H. Lindemann, Stuttgart 1872, Seite 354. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtNeresheim0354.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)