Seite:OberamtNeresheim0362.jpg

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Neresheim (Schloß Neresheim),
Gemeinde III. Kl. mit 134 Einw., wor. 17 Ev. a. Neresheim, Pfarrdorf, 112 Einw. b. Sägmühle, Haus, 11 Einw. c. Schafhof, Hof, 1 Einw. d. Steinmühle, Haus, 10 Einw. – Kath. Pfarrei; die Ev. sind nach Kapfenburg eingepfarrt. 1/8 Stunde östlich von der Oberamtsstadt gelegen.

Am südöstlichen Rande des eigentlichen Herdtfeldes erhebt sich östlich der Stadt Neresheim ein wohlgerundeter, ziemlich steil ansteigender, durch einen schmalen Rücken mit dem übrigen Terrain zusammenhängender Vorhügel, auf dessen Kuppe das Schloß (ehemaliges Kloster) mit seinen Nebengebäuden und der großartigen Klosterkirche eine reizende, die weite Umgegend beherrschende Stelle gefunden hat. Das Dorf Neresheim, nur aus wenigen, meist im städtischen Stil massiv erbauten Gebäuden bestehend, liegt theils an der etwas steilen, zum Schloß führenden Steige, theils östlich von dem Schloß an der Vicinalstraße nach Ohmenheim. Der großartige Gebäudekomplex, den das Schloß, die Kirche und die Nebengebäude bilden, schließt einen weitgedehnten, beinahe viereckigen Hofraum ein, und zwar so, daß drei Seiten des Vierecks die langgestreckten Nebengebäude bilden und sich an dem Bergabhang gegen die Stadt hin lagern, während die vierte östliche Seite die auf der Anhöhe stehenden Gebäude, das Schloß und die Kirche einnehmen. An der Südseite führt in den Schloßhof ein gewölbter Thorweg durch die ehemalige Prälatur, ein dreistockiges alterthümliches Gebäude, an dessen südlicher und westlicher Ecke sich achteckige Erkerthürme erheben. Innerhalb des Schloßhofes liegt der Ökonomiehof, der theils von Ökonomiegebäuden und der Wohnung des Pächters, theils von einer Mauer umschlossen wird und zu dem ein großer rundbogiger Eingang führt. Die übrigen Nebengebäude dienen theils zu Wohnungen und Kanzleien der fürstlichen Beamten, theils ökonomischen Zwecken. Im Rücken (östlich) des Schlosses und der Kirche dehnt sich ein schön angelegter, mit einem Halbrund schließender, ummauerter Schloßgarten aus, den Prälat Benedikt in den Jahren 1770–80 wieder herstellen ließ. In den 1730ger Jahren hatte der Abt Edmund den Garten durch besondere Gewächse und einen Springbrunnen verschönern lassen. Überdieß umgibt den Gebäudekomplex auf der Süd-, West- und Nordseite ein großer ummauerter Baumgarten.

Die dem h. Ulrich und der h. Afra geweihte Kirche erhebt sich an der Nordostseite der ganzen Klosteranlage und gewährt schon aus der Ferne einen großartigen Anblick. Abt Aurelius (1739–55) war es, der den Entschluß faßte, eine neue Kirche zu bauen, und berief dazu den berühmten Architekten Balthasar Neumann, Obersten der Artillerie beim Fürstbischof zu Würzburg und Erbauer des erzbischöflichen Schlosses daselbst. Im Jahre 1745 fing man an den

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neresheim. H. Lindemann, Stuttgart 1872, Seite 362. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtNeresheim0362.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)