Seite:OberamtNeresheim0436.jpg

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1/8 Stunde südlich von Weidendorf; in der Nähe des letzteren sieht man im Walde noch ehemalige Ackerbeete. Bei Michelfeld kommen ebenfalls mehrere Grabhügel im Herrschaftswald Bahnrein und auf der Erzgrube vor, einen davon ließ der Verfasser öffnen; man fand in der Mitte auf dem gewachsenen Boden eine zusammengedrückte große Urne, in derselben eine kleinere von feinerer Masse, die ein drittes kleines rundes Gefäßchen aus schwarzer Erde enthielt, zu Seiten dieser großen Urne standen kleinere, und in jeder wieder ein Gefäß aus feinerer Erde und mit hübschen Linienverzierungen; auch wurden in der Nähe zwei kurze Schwerter aufgefunden. Auf der Markung Ober-Riffingen trägt ein Wald den Namen „Nonnenbühl“, ob von einem daselbst gestandenen Kloster, oder weil er zu einem Frauenkloster gehörte, läßt sich nicht ermitteln, indessen will man hier schon Spuren von einer alten Ringmauer gefunden haben. Etwa 1/4 Stunde nordwestlich von Michelfeld kommt die Benennung „Harthausen“ vor, was aus einen abgegangenen Wohnort hindeutet und unterhalb Michelfeld soll ein Schlößchen (vielleicht eine römische Befestigung) gestanden sein. Man sieht noch einen halbrunden, aus dem Felsen gearbeiteten Graben, während die Vertheidigung der andern Seite durch den steilen Abhang gesichert ist.

Die ursprüngliche Schreibart ist immer Ruffingen, Rüffingen, weßwegen der Name auch heutzutage so geschrieben werden sollte. Das Vorhandensein eines festen Hauses dahier bezeugt ein Georg von Rüffingen, Edelknecht, a. 1311. Die Hauptgrundherren in beiden Riffingen waren später die Schenken von Schenkenstein, welche unter sich selbst Güter hin und her verkauften; mehrere Güter trugen sie 1443 und 71 dem Kl. Ellwangen zu Lehen auf.

Die Deutschordenskommende zu Kapfenburg hatte schon 1404 Güter zu Riffingen erworben und Lutz von Zipplingen, Mitbesitzer des Schenkensteins, verkaufte ihr 1456 zwei Höfe zu Unter-Riffingen, Vogthaber, Gülten u. s. w. um 734 fl.; weitere Güter und Wälder erwarb der Orden 1472. 74. 1606; zu Ober-Riffingen 1442 eine Gült von Ulrich Dambacher von Walchsee und 1471 die Gülten des Klosters Lorch.

Nach dem (bürgerl.) Tode des letzten Schenken (s. bei Aufhausen) nahm Ellwangen Besitz, die alodialen Güter erbten die Herren von Gundelsheim und verkauften sie 1613 an Oettingen. Diese Grafen hatten vorher schon (z. B. 1580) einige Besitzungen gehabt und die hohe Jurisdiktion in Anspruch genommen, was verschiedene Streitigkeiten schon mit den Schenken, nachher mit Deutschorden und Ellwangen veranlaßte, besonders über Kirchweihschutz, Gemeindeherrschaft u. dgl. Um diesen Händeln zu entgehen, verkaufte Ellwangen 1797 mit seinen Unterthanen auf dem Herdtfelde auch die zu Ober- und Unter-Riffingen

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neresheim. H. Lindemann, Stuttgart 1872, Seite 436. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtNeresheim0436.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)