Seite:OberamtNeresheim0447.jpg

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Eine Frühmesse bestand schon 1363; des hl. Nikolaus Lichtlehen wird 1375 erwähnt, 1369 eine Kappelwiese genannt.

Auch Juden scheinen einmal in Utzmemmingen gewesen zu sein, weil der Name „Judengarten“ vorkommt.

Zu der Gemeinde gehört:

b. Altenbürg, liegt 1/2 Stunde südlich vom Mutterort, still und verborgen in dem engen, tiefen Thälchen des hier entspringenden Maienbachs. Der Hof ist Eigenthum des Fürsten von Oettingen-Wallerstein und besteht aus einem sehr ansehnlichen Wohnhaus nebst großartigen Ökonomiegebäuden und einem ehemaligen Försterhaus; zu demselben gehört ein 247 Morgen großes, größtentheils arrondirtes Gut; (117 Morgen Äcker, 50 Morgen Wiesen, 4 Morgen Gärten, 75 Morgen Weiden, Öden etc.), das verpachtet ist und von dem Pächter gut bewirthschaftet wird. Östlich vom Ort lag ein großer, jetzt in Wiesengrund umgewandelter See, an dem eine Ölmühle stand. Zunächst an dem Hof erhebt sich ein runder, schön geformter, bewaldeter Hügel, auf dem eine Burg gestanden sein soll; gegenwärtig steht nur noch eine uralte Kapelle daselbst. Zu dem Hügel führen hübsch angelegte, mit Sitzen versehene Wege, die sich wie durch einen Garten um den Hügel bis zu dessen Kuppe schlängeln; es ruht eine besondere Stille und Anmuth auf dieser Stelle, die deshalb auch häufig von Fremden, namentlich von den Nördlingern besucht wird. Die dem hl. Hippolyt geweihte Kapelle besteht in ihrer Grundform aus zwei Quadraten, von denen das östliche (der Chor) von einem schweren spätromanischen, auf Achteckskonsolen ruhenden Rippenkreuzgewölbe bedeckt wird. An der Süd- und Ostseite des Chores erhielt sich ein Rundbogenfensterchen, die Nord- und Westseite scheint immer fensterlos gewesen zu sein, der Eingang liegt an der Südseite der Südwestecke zu und ist jetzt spitzbogig; darüber sieht man ein steinernes Kreuz, auf dem fünf runde Scheiben erhaben ausgemeißelt sind, (wohl eine Nachahmung jener in Gold getriebenen mit großen Edelsteinen besetzten Kreuze), – und nicht weit davon ragt aus der hohen Kehle des auch noch romanischen Dachgesimses ein Kopf heraus mit einem Zopf, der in ein Kleeblatt endigt. Einen bleibenden Eindruck macht dieses ganz einsam im tiefen Tannenwald stehende schon 700 Jahre alte Kirchlein. Nach der Sage soll an der Stelle der gegenwärtigen Kapelle ein römischer Sonnentempel gestanden sein. Noch zu Anfang dieses Jahrhunderts wohnte hier ein Einsieder.

Bei Altenbürg deutet der Name schon auf eine alte Befestigung hin, schwerlich aber stand da eine Ritterburg, sondern ein römisches Gebäude. Schon im 13. Jahrhundert heißt die Stelle urbs antiqua, und zwar verkauften die Grafen von Oettingen 1274 castrum urbs antiqua[1]; das Kloster Deggingen verkaufte 1280 eine


  1. deutet ohne Zweifel auf die oben angeführte röm. Niederlassung.
Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neresheim. H. Lindemann, Stuttgart 1872, Seite 447. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtNeresheim0447.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)